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Volkswillen akzeptieren – aber welchen?
Nach der Abstimmung am Sonntag steht der Kanton Schaffhausen weiterhin ohne rechtsgültiges Budget da
Schaffhauser Bock, 14.04.2015 von Ramona Pfund
Nach dem Nein zum Budget vom letzten Sonntag muss der Regierungsrat ein neues Paket schnüren. Eine Herkulesaufgabe
Das Schaffhauser Volk schaut der Regierung weiterhin genau auf die Finger und greift in die Finanzplanung des Kantons ein: 13366-mal sagten die Stimmenden am Wochenende Nein zum Budgetvorschlag der Regierung. Den 54,4 Prozent Ablehnung standen 11191 Befürworter entgegen. 12 Gemeinden sagten Ja, 13 Nein: Das zeigt, wie sehr die Meinungen über Sparmassnahmen, Steuererhöhung und geplante Investitionen im ganzen Kanton auseinanderdriften. SP und Juso, die das Referendum ergriffen (der «Schaffhauser Bock» berichtete) und im Anschluss einen engagierten Abstimmungskampf führten, verbuchten das Abstimmungsergebnis als Sieg und feierten die Ablehnung des Staatsvorschlags. Die kantonale Juso ging sogar einen Schritt weiter und forderte in ihrem Blog Finanzdirektorin Rosmarie Widmer Gysel zum Rücktritt von ihrem Amt auf, da diese und «ihre verfehlte Finanzpolitik nicht länger tragbar» seien.
Dabei scheint die Jungpartei zu vergessen, dass der Regierungsrat das Budget geschlossen vertritt und die Finanzdirektorin den Vorschlag nicht im Alleingang erarbeitet hat. Die Mehrheit der Entscheidungsträger im Kantonsrat befürwortete das Budget ebenfalls, wenn auch teilweise mit lautem Zähneknirschen. Die Rücktrittsforderung unter dem Titel «Gnadenstoss für die Finanzdirektorin» ist daher vermessen und dient nicht der Lösung des Problems.
Neues Budget bis zu Sommerferien
Die Tatsache, dass ein strukturelles Defizit in der Höhe von 40 Millionen Franken jährlich vorliegt, ändert das Nein zum Budget nicht. Es nützt auch nichts, der Regierung vorzuwerfen, sie habe in den letzten Jahren zu viele Fehlentscheide gefällt, wie dies SP und Juso oft taten. Es gilt nun, den Blick nach vorne zu richten und einen Kompromiss zu finden, den die Mehrheit vertreten kann, um den Staatshaushalt wieder auf einen gesunden Kurs zu bringen. Sparen steht in den aktuell schwierigen finanziellen Zeiten sowieso an und ist verfassungsrechtlich unumgänglich. Mit dem Geld sorgsam umzugehen ist denn auch nichts Negatives. Wie und wo gespart werden kann und soll, darüber scheiden sich die Geister. Trotzdem will der Regierungsrat noch vor den Sommerferien einen neuen Vorschlag präsentieren.
Das bedeutet für den Regierungsrat, dass er nun eine sehr schwierige Aufgabe zu bewältigen hat. Denn wie Rosmarie Widmer Gysel betonte, wolle der Regierungsrat den Volkswillen akzeptieren, aber eine klare Interpretation des Neins sei nicht möglich: Sagte die Mehrheit der Stimmenden zum Budget Nein? Oder zu den Sparmassnahmen im Entlastungsprogramm EP2014? Oder vielleicht doch zur Erhöhung des Steuerfusses um zwei Prozent? Die Jungfreisinnigen fassten beispielsweise die Nein-Parole, weil sie gegen eine Steuererhöhung waren. SP und Juso empörten sich hingegen über die schwerwiegenden Sparmassnahmen im Pflege- und Bildungsbereich und bekämpften mit allen Kräften das Entlastungsprogramm.
Änderungen gespannt abwarten
Mit Spannung darf man nun also das neue Budget, den (angepassten?) Steuerfuss und ein optimiertes Entlastungsprogramm erwarten. Es würde überraschen, wenn sich allzu viel ändern würde. Muss ein kleiner Kanton wie Schaffhausen die enorme Summe von 40 Millionen sparen, muss das Rad nicht neu erfunden, sondern in erster Linie abgespeckt werden, wo es nur geht. Aber Ehrlichkeit ist auch auf bürgerlicher Seite gefragt: An Wohlstand mangelt es uns nicht – ein paar Steuerprozente mehr liessen kaum jemanden am Hungertuch nagen.