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Unbefriedigende Weichenstellung
Schaffhauser Nachrichten, 13.06.2006 von Erwin Künzi
Eine Interpellation zum Thema Sekundarschulübertritt löste eine längere Diskussion aus.
Im Kanton Schaffhausen schaffen immer weniger Schülerinnen und Schüler den Übertritt von der Primarschule in die Sekundarschule, was dem Kanton in der gesamtschweizerischen Rangliste einen der hinteren Plätze beschert. Zudem gibt es innerhalb des Kantons grosse Unterschiede zwischen den Schulkreisen. Das sei bedenklich, meinte Thomas Wetter (SP, Beringen), da mit der Einteilung in die Sekundar- oder die Realschule die Weichen für die berufliche Laufbahn gestellt würden. Mit einer Interpellation wollte er von der Regierung wissen, wie sie die Situation beurteilt und was sie zu tun gedenkt, um den Anteil der Sekundarschüler von gegenwärtig 56 auf 60 Prozent zu verbessern, um so «die Chancengleichheit der Schaffhauser Jugend beim Übertritt ins Erwerbsleben zu gewährleisten». In ihrer ausführlichen Antwort erklärte Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, die Analyse des Interpellanten werde auch vom Erziehungsdepartement geteilt, was bereits zu entsprechenden Gesprächen geführt habe. Selektion müsse zwar sein, sie dürfe aber nicht dazu führen, dass Schaffhauser Jugendliche gegenüber ihren schweizerischen Altersgenossen benachteiligt werden. Die Selektion hänge nicht nur von vergleichbaren schulischen Leistungen ab, sondern werde auch von subjektiver Beurteilung, von Traditionen, ungeschriebenen Gesetzen und vom politischen Willen bestimmt. Ziel müsse sein, dass im Kanton Schaffhausen mehr Jugendliche die Sekundarschulen besuchen können, erklärte Widmer Gysel. Verschiedene Massnahmen seien schon ergriffen worden. So stehe den Lehrpersonen das Klassencockpit zur Verfügung, das Vergleiche mit anderen Schulen in der Schweiz erlaube. Eine Arbeitsgruppe des Erziehungsrats sei zudem daran, die Belastungssituation in der Probezeit der Sekundarschule zu prüfen. Das Problem zeige auch auf, wie wichtig die Schulharmonisierung in der Schweiz sei.
In der Diskussion, die sich auf hohem Niveau bewegte, wurde die Analyse der Übertrittsituation von allen Sprecherinnen und Sprechern geteilt. René Schmidt (ÖBS, Schaffhausen), Thomas Hurter (SVP, Schaffhausen) und Hermann Beuter (SP, Siblingen), trauerten der vor drei Jahren abgeschafften Übertrittsprüfung nach. Patrick Strasser (SP, Neuhausen) forderte eine vermehrte Durchlässigkeit von der Real- in Richtung Sekundarschule und verwies auf das Neuhauser Modell. Widmer Gysel erklärte zum Schluss der Debatte, Ziel müsse sein, die Chancengerechtigkeit herzustellen, ohne das Niveau zu senken.