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Spekulationen um Widmer Gysel
Schaffhauser Nachrichten, 12.07.2015 von Zeno Geisseler
Bei den Bunderatswahlen wird ein dritter Schaffhauser Name ins Spiel gebracht: Rosmarie Widmer Gysel soll laut «NZZ am Sonntag» als Sprengkandidatin im Gespräch sein. «Unsinn», sagt sie selbst.
SchaffhausenBekommt der Kanton Schaffhausen am Mittwoch seinen ersten Bundesrat – oder gar seine erste Bundesrätin? Glaubt man der Sonntagspresse, ist dies durchaus eine Möglichkeit. Zwar sind die beiden offiziellen Kandidaten der Schaffhauser SVP-Sektion, Ständerat Hannes Germann und Nationalrat Thomas Hurter, in der parteiinternen Selektion schon früh ausgeschieden. Stattdessen geht die SVP-Fraktion mit dem Dreiervorschlag Thomas Aeschi (ZG), Norman Gobbi (TI) und Guy Parmelin (VD) ins Rennen.
Hurter schweigt
Doch laut «SonntagsZeitung» ist eine Gruppe aus Mitte- und Linksparlamentariern, die mit dem offiziellen SVP-Dreiervorschlag unzufrieden ist, auf der Suche nach einem Sprengkandidaten. Als Kandidaten im Fokus stehen SVPler, die als mögliche Bundesräte im Gespräch waren, aber nicht in die Schlussauswahl kamen. Ganz oben auf der Liste steht laut dem Bericht Nationalrat Hurter. Ihm würden es die Strippenzieher am ehesten zutrauen, dem Druck zu widerstehen, eine Wahl abzulehnen, schreibt die «SonntagsZeitung». Auch Ständerat Germann wird gemäss dem Bericht als möglicher vierter Mann ins Spiel gebracht.
Germann hatte allerdings bereits am Freitag im Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten» klargemacht, dass er für solche Manöver nicht zur Verfügung stehe. «Ich möchte nicht als Sprengkandidat verheizt werden», sagte er. Gar nicht mehr zu den Bundesratswahlen äussern mag sich Hurter. Er wolle zu diesem Thema gegenüber den Medien keine Stellung nehmen, sagte er gestern ge-
genüber den SN. Der Schaffhauser SVP-Parteipräsident Pentti Aellig geht indes nicht davon aus, dass Hurter oder Germann Bundesrat werden: «Die SVP Schaffhausen rechnet nicht mit dieser Variante. Beide haben gesagt, dass sie eine Wahl nicht annehmen würden.»
Oberst Widmer Gysel
Neben Hurter und Germann wurde gestern noch ein dritter Schaffhauser Name ins Spiel gebracht: Die «NZZ am Sonntag» berichtete auf ihrer Frontseite, dass SVP-Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel «an verschiedenen Anlässen in Bern» als mögliche Sprengkandidatin genannt worden sei. Die Finanzdirektorin habe Managementerfahrung und sei im Militär Oberst gewesen. Vor allem aber sei sie sehr unabhängig von ihrer Partei, was sie speziell für Linke wählbar mache.
«Da ist nichts dran»
Widmer Gysel steht allerdings gar nicht als Kandidatin zur Verfügung: «Da ist nichts dran. Ich bin nie angegangen worden. Es handelt sich um übliche Spiele vor den Bundesratswahlen, dass man irgendwelche Namen in die Runde wirft», sagte sie gestern auf Anfrage der SN. Sie machte deutlich, dass sie auch nicht gewillt sei, eine Wahl anzunehmen: «Ich bin der Meinung, dass eine Person gewählt werden muss, hinter der die Partei stehen kann. Denn nur so wird die SVP auch in die Verantwortung genommen. Sonst haben wir wieder eine Situation wie früher mit dem ‹halben Bundesrat› Samuel Schmid oder gar eine Wiederholung des Falls Eveline Widmer-Schlumpf».
Automatischer Rauswurf
Die SVP hatte im Vorfeld der Kandidatensuche deutlich gemacht, dass jedes nicht von ihr nominierte Parteimitglied, das eine Wahl in die Landesregierung annehme, sofort aus der Partei ausgeschlossen werde. SVP-Parteichef Toni Brunner wiederholte diese Aussage gestern im Interview mit der «SonntagsZeitung»: «Wählt das Parlament jemanden aus unseren Reihen, der nicht auf dem Ticket steht – und diese Person nimmt die Wahl an –, ist sie automatisch nicht mehr Mitglied der SVP.»