Unternavigation
Schwachpunkte beseitigen
Fakten und Ansichten
Schaffhauser Nachrichten, 21.04.2012 von Walter Vogelsanger, Detlef Roth, Komitee Lomiz (www.lomiz.ch)
Im Artikel «Die Regierung verteidigt das Lohnsystem» (siehe SN vom 13. April) reagiert Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel auf die Forderungen des Komitees «Für ein gerechtes Lohnsystem mit Zukunft» (Lomiz), indem sie diese Forderungen zu entkräften versucht und letztlich nur bei der Polizei ernsthaftere Probleme sieht. Die meisten Aussagen der Regierungsrätin weichen aber den von Lomiz angesprochenen Fakten aus:
Regierungsrätin Widmer Gysel verteidigt die Transparenz des neuen Lohnsystems mit dem Argument, jeder Mitarbeiter könne problemlos im Intranet per Lohnrechner nachschauen, wie der neue Monatslohn aussehe. Aber was der Rechner genau tut, dürfte kaum einem Mitarbeiter klar sein. Bereits im Kasten «Lohnsystem» im selben Artikel werden sechs beziehungsweise sieben verschiedene Parameter genannt, von denen mindestens einer Schwierigkeiten bereitet, nämlich die Lohnbandposition und deren Verlauf, die dem Mitarbeiter nicht ohne Weiteres verständlich sind. Hinzu kommt, dass ein ganz entscheidender Parameter gar nicht erwähnt wird, nämlich der Faktor des Lohnabrechnungskreises. Dieser widerspiegelt vor allem die Verteilung des Alters und der Lohnbandpositionen aller Mitarbeiter innerhalb eines Lohnabrechnungskreises und führt dazu, dass die faktischen Lohnerhöhungen in den verschiedenen Lohnkreisen sehr unterschiedlich ausfallen können, auch wenn alle anderen Parameter völlig identisch sind. Das heisst insbesondere, dass zwei Mitarbeiter, die im gleichen Lohnband sind, den gleichen Ausgangslohn, das gleiche Alter und die gleiche Qualifikation haben, eine ganz unterschiedliche Lohnerhöhung erhalten können, nur weil sie in verschiedenen Lohnkreisen arbeiten, für deren Struktur sie ja nun wirklich nichts können. Diese Tatsache ist in unseren Augen störend und konnte bis heute von den Verantwortlichen nicht restlos geklärt werden. Ein transparentes Lohnsystem sieht anders aus.
Die Aussage von Lomiz, dass versprochen worden sei, dass die Erhöhung der Lohnsumme jährlich 2 Prozent betragen solle, bezeichnet Widmer Gysel als «Mythos». In einem amtlichen Schreiben des Kantons zum neuen Lohnsystem vom 27. September 2005 heisst es aber klar und deutlich: «Es wird etwa eine Lohnsummenerhöhung von 2 Prozent bewilligt.» (siehe Erläuterungen zum Lohnsystem, S. 1)
Demselben Dokument sind auch Grafiken zur Lohnentwicklung beigefügt, die zeigen, dass ein Mitarbeiter bei guter Leistung in etwa 20 bis 25 Jahren das Lohnmaximum erreichen kann (S. 4). Dafür wären, wie man es auch dreht und wendet, ungefähr 2 Prozent Lohnsummenerhöhung notwendig. Was Regierungsrätin Widmer Gysel genau meint, wenn sie bemerkt, «für einen gleichmässigen Anstieg brauche es jährlich 1 bis 1,2 Prozent der Lohnsumme », ist unklar. Klar ist hingegen, dass eine Lohnsummenerhöhung von 1 bis 1,2 Prozent zu einer deutlichen Senkung der Lebenslöhne jüngerer Mitarbeiter führt, und genau dagegen wehren wir uns von Lomiz.
Schliesslich spricht Regierungsrätin Widmer Gysel in Bezug auf die Lehrerlöhne von einem «Scheinproblem», da die Einstiegslöhne in Schaffhausen im ostschweizerischen Vergleich sehr gut seien. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass wir gar nicht die Einstiegslöhne kritisieren, sondern den zu geringen Lohnanstieg. Es nützt einem ja in einem Skirennen auch nichts, wenn man kurz nach dem Start der Schnellste ist, dann aber als Letzter (oder gar nie) im Ziel ankommt. Wenn der Lohnanstieg weiterhin so gering ausfällt, sind die Löhne im Kanton Schaffhausen längerfristig nicht konkurrenzfähig.
Es bleibt zu hoffen, dass auch die Regierung die Schwachpunkte des Lohnsystems bald erkennt und beseitigt.