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Schaffhauser Regierung beim Inf Bat 61

Schaffhauser Nachrichten, 13.08.2015 von Zeno Geisseler

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Auch Kantone haben Patenkinder, nämlich Militäreinheiten. Eine Delegation aus Schaffhausen hat das Infanteriebataillon 61 besucht.

Glaubenberg OW Bewaffnete Extremisten haben ein Haus gestürmt und mehrere Zivilisten als Geiseln genommen. Soldaten bringen sich in Stellung. Auf ein Zeichen greift eine Gruppe mit leichten Maschinengewehren den Feind im Erdgeschoss an, gleichzeitig stürmt eine zweite Gruppe das Haus. Ein Soldat wirft einen Irritationskörper in ein Zimmer, eine Waffe, die nicht tötet, aber mit einem grellen Blitz und einem extrem lauten Knall Personen für ein paar Sekunden ausser Gefecht setzt. Die Infanteristen rücken vor, werfen eine weitere Granate. Plötzlich sinkt ein Soldat vom Feind getroffen zu Boden. Er schreit vor Schmerz. Unter Feuerschutz wird der Kamerad aus der Gefahrenzone gerettet.

Der Einsatz ist zum Glück kein Ernstfall. Es handelt sich um eine Häuserkampfübung, welche die Soldaten des Infanteriebataillons 61 im Rahmen ihres Wiederholungskurses auf dem Waffenplatz Glaubenberg im Kanton Obwalden trainiert haben. Am Donnerstag haben die Soldaten einer Delegation aus Schaffhausen gezeigt, was sie in den letzten drei Wochen alles gelernt haben. Mit dem Armee-Super-Puma in die Innerschweiz gereist waren Regierungspräsident Ernst Landolt, die Regierungsräte Rosmarie Widmer Gysel und Christian Amsler, Kantonsratspräsident Peter Scheck, die beiden Vizepräsidenten des Rats Walter Vogelsanger und Thomas Hauser, Staatsschreiber Stefan Bilger und sein Stellvertreter Christian Ritzmann sowie Matthias Bänziger, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz und Armee.

Schaffhauser Bock als Wappentier

Mit dem Inf Bat 61 ist der Kanton Schaffhausen traditionell eng verbunden. Er ist «Göttikanton» der Einheit, was auch auf dem Abzeichen des Bataillons deutlich wird: Dort prangt der Schaffhauser Bock über einem Radschützenpanzer. Oberstleutnant im Generalstab Simon Hobi hatte im Oktober 2013 sogar auf dem Schaffhauser Herrenacker das Kommando über die Einheit übernommen. Am WK, der heute zu Ende geht, haben 91 Schaffhauser teilgenommen. Die Nordschweizer bildeten hinter den Thurgauern (217 Soldaten), den St. Gallern (203) und den Zürchern (164) die viertgrösste Gruppe. Truppenbesuche von Schaffhauser Amtsträgern finden in der Regel einmal pro Jahr statt, wobei zwischen den beiden Göttieinheiten, dem Inf Bat 61 und dem Katastrophenhilfebataillon 4 abgewechselt wird. «Unser Besuch ist Ausdruck des Respekts gegenüber der Truppe», sagte Militärdirektorin (und Oberst a.D.) Rosmarie Widmer Gysel den Offizieren des Inf Bat 61 bei einem gemeinsamen Mittagessen (Schweinssteak mit Champignonrahmsauce, Nüdeli, Erbsli und Rüebli, Apfelstrudel mit Amarettocreme und im Glas Federweisser vom Weingut Wetzel aus Würenlos im Kanton Aargau; mit Ausnahme des Weins und des Apfelstrudels das gleiche Essen wie für die gewöhnlichen Soldaten). Auf dem Glaubenberg wurden die Schaffhauser neben dem Häuserkampf auch Zeuge eines Gefechtsschiessens, bei dem Radschützenpanzer ein feindliches Ziel bekämpften, während die Hubschrauber Minenwerfer und Infanteriesoldaten absetzten. Später wurde zudem gezeigt, wie mit dem Helikopter Verwundete evakuiert werden. Beim Beobachten alleine blieb es für die Besucher aber nicht. Sie legten unter Anleitung von Sanitätssoldaten auch selbst Hand an. Sie lernten an Puppen, wie man einer Person mit Kreislaufstillstand mit Herzmassage das Leben retten kann und wie man einen Defibrillator ansetzt. Zuletzt stand die Fahnenabgabe auf dem Programm. Das ganze Bataillon marschierte auf, auf dem Platz waren zwei Fahrzeuge mit der Schweizer und der Schaffhauser Fahne geschmückt. Sogar die Maschinengewehre auf den Fahrzeugen trugen Schweizer und Schaffhauser Wimpel. In Erinnerung bleiben wird dieser Sommer-WK einigen Soldaten nicht nur wegen der militärischen Übungen: Rund 40 von ihnen fingen sich das Norovirus ein. Andere Soldaten wiederum wurden zu einem zivilen Ernstfall auf dem Glaubenbergpass gerufen: Auf der beliebten Ausflugsstrasse brannte ein altes Mercedes-Cabrio, die Soldaten eilten mit Handfeuerlöschern zu Hilfe und sperrten die Strasse.