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Neuheiten, Genuss und Fachsimpelei
Schaffhauser Nachrichten, 30.08.2013 von Mark Liebenberg
Die Wiiprob 2013 lädt seit gestern Abend im Allerhei-ligen-Kreuzgang zum Fachsimpeln und Weingeniessen. 29 Winzer aus der Region kredenzen ihre neuen und teils prämierten Tropfen.
Sie ist beliebt, die Wiiprob. Die alljährliche Degustations- und Verkaufsmesse, an welcher das Publikum die in hübsche Flaschen abgefüllten Früchte der Arbeit der fleissigen Winzer im Blauburgunderland geniessen und würdigen kann: Sie ist sehr beliebt. Offenbar so beliebt – wie Beat Hedinger, Chef von Schaffhauser Blauburgunderland, gestern vor dem Kreuzgang des Klosters Allerheiligen ausführte –, dass die Organisatoren zu einer neuen Zutrittskontrolle greifen mussten (früher erwarb man mit dem Eintrittspreis von 15 Franken ein offizielles Wiiprob-Glas, mit dem man hereingelassen wurde): «Wir haben festgestellt, dass manche Weinfreunde sich mit dem Glas vom Vorjahr Zugang zum Kreuzgang verschafft haben. Und manche haben sich mit dem Glas vom Tag vorher noch mal reingeschmuggelt!» Deshalb gebe es heuer neu nach Bezahlung einen Armbändel, «und zwar jeden Tag in einer andere Farbe», schob Hedinger genüsslich nach.
Die Schaffhauser Weinfreunde in all ihren Schattierungen von Ehrlichkeit, die Winzer und alle erdenklich en zugewandten Orte aus Politik, Wirtschaft und Kultur hatten sich gestern Abend vor dem Münster Allerheiligen versammelt, um die diesjährigen Grussworte von Beat Hedinger, Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel und Pablo Nett, Branchenpräsident der Vereinigung «Schaffhauser Wein» entgegenzunehmen.
Warum der Vatikan ein Vorbild ist
Der Weinkonsum in der Schweiz sinke, so Nett mit Leichenbittermiene. «Und künftig soll man auch noch die durchschnittlich pro Person pro Jahr konsumierte Menge Wein zollfrei aus dem Ausland importieren können!», ärgerte sich der Weinbranchen-Präsident. Man sollte sich statt dessen besser an jenem Land orientieren, welches weltweit den höchsten Weinkonsum pro Kopf aufweise, nämlich 70 Liter. «Das ist», so Nett, «der Vatikan!» «Die Güte eines Weins», so die Regierungspräsidentin, «ist ja nicht objektiv messbar.» Deshalb solle man an diesem magischen Ort, «der zu Kontemplation und Flucht vor dem Alltag lockt», den Wein nicht mit «überkandideltem Brimborium» feiern, sondern ihn geniessen und das Engagement und die guten Nerven der Winzer, die Fachkenntnis der Winemaker und der Vermarkter und das Gottvertrauen in die Natur, das Klima und das Wetter nicht vergessen. 29 Aussteller laden noch bis morgen Samstag zum Ausprobieren ihres Schaffens. Stolze sechs Gold- und elf Silbermedallien und achtundzwanzigmal das Prädikat «sehr gute Weine» holten die regionalen Winzer an der Internationalen Weinprämierung in Zürich (IWPZ) im Vorfeld der Expovina. Und an der renommierten Messe Vinea in Sierre werden heuer sechs Produzenten aus dem Blauburgunderland als einzige Deutschschweizer teilnehmen.