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Munotball: «Wir sind die Stars in Town»

Schaffhauser Nachrichten, 08.11.2014 von Martin Edlin

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Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel in Klettgauer Tracht: «Aani vom Land» tanzt mit. Bild Michael Kessler

175 Jahre Munotverein waren Anlass für einen Jubiläumsball auf der Zinne, der die Prädikate festlich, rauschend und romantisch verdient.

Das Jahr seines 175. Geburtstags war genau zu berechnen: 1839 hatte der Kantonsschulzeichnungslehrer Johann Jakob Beck den Munotverein gegründet und war zum Präsidenten und damit ersten Munotvater gewählt worden. Schwieriger zu kalkulieren war, ob der grosse Jubiläumsmunotball wie geplant am vergangenen Samstagabend über die Bühne beziehungsweise die Zinne des 450-jährigen Bauwerks gehen konnte … den Wetterkapriolen dieses Sommers zum Trotz! «Wird durchgeführt», entschied Munotvater Urs Saxer am regnerischen Samstagmorgen und bewies damit geradezu prophetische Weitsicht: Ein wunderbarer, warmer Sommerabend unter zu Beginn blauem Himmel, über den freundliche weisse Wölkchen zogen, unter denen sich nach dem Eindämmern die grosse Kugel des (Fast-) Vollmonds herausschälte. Romantik pur! Ein Jubiläumswetterglück, dessen man sich auf dem Heimweg nach mitternächtlichem Zapfenstreich so richtig bewusst wurde, als es in der Ferne zu grollen begann, Blitze flackerten und auch bald die ersten Regentropfen fielen.

615 Böllerschüsse

Vor 175 Jahren mag es in Sachen Glück (die Meteorologie einmal beiseitegelassen) ähnlich gewesen sein. Dreizehn Jahre lang hatte Johann Jakob Beck mit viel Engagement und Tatkraft um den Erhalt der von Zerfall und Abbruch bedrohten Wehranlage der Stadt Schaffhausen gekämpft. Dann konnte der renovierte Munot eingeweiht werden … mit einem Fest, Reden, Musik und 615 Böllerschüssen. Und das war auch der Salut zur Gründung des Munotvereins, der sich den Fortbestand des Bauwerks und die Pflege des geselligen und gesellschaftlichen Lebens im und auf dem «Schaffhauser Wahrzeichen schlechthin» (so der amtierende Munotvater Urs Saxer) auf die Fahne geschrieben hat. Gut: Die 615 Böllerschüsse liess man nun weg, aber Fest, Reden und Musik gab es, 175 Jahre später, am Jubiläumsmunotball ebenso. Seit weit über hundert Jahren sind die Abendanlässe mit ihrer Française oder Quadrille sechs- bis achtmal im Jahr eine beliebte Tradition. Aber diesmal war die Festlichkeit zum Greifen: Gelb-schwarze Chiffontüchlein schmückten links und rechts die Eingangsbrücke, der Gang durch die Katakomben war von Kerzen und Fackeln in Licht getaucht, und die Zinne hatten Vorstandsmitglieder mit einer hohen Wimpelgirlande eindrucksvoll geschmückt. «Der Munotverein ist die Seele des Gebäudes», sollte später Stadtpräsident Thomas Feurer bei seinem Grusswort «an diesem wunderbaren Jubiläumsanlass» sagen. Oder: Der Munotverein sei einer der nachhaltigsten Vereine, der Ball die längste Festtradition in der Stadt. Weil aber auch Seelen für ihr Wirken Geld brauchen, drückte er Urs Saxer einen Check über 5000 Franken für Jubiläumsprojekte des Vereins in die Hand.

Glückwünsche der Regierung

Dass der Munot nicht einfach ein «steinernes Monument ist, sondern ein mit Leben erfülltes Zentrum», sagte «aani vom Land» in Klettgauer Festtagstracht: Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, welche die Grüsse und die Glückwünsche der Kantonsregierung überbrachte. Sie genoss dieses Leben selbst und tanzte mit ihrem Mann Georg zu den Klängen der Nostalgie Swingers Bigband. Die routinierten Blasmusiker aus Illnau-Effretikon trafen genau den musikalischen Geschmack – aus dem fleissig genutzten Tanzvergnügen zu schliessen. Der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann setzte in seinem Loblied auf das Bauwerk auf Vergleiche, etwa mit der Chinesischen Mauer (wo die Türmchen mickriger und, weil eckig, für die Quadrille ungeeignet seien). Zwar keines der sieben Weltwunder, gehöre der Munot dennoch zu den wichtigsten Baudenkmälern der Schweiz. Derart in rhetorisch glänzendes Licht getaucht, durften sich die Munotvereinsmitglieder als etwas sehr Besonderes fühlen: Die rund sechshundert Schaffhauserinnen und Schaffhauser, darunter viele bekannte Gesichter, Ehren- und weitere Gäste aus nah und fern, die an diesem Abend nicht das Konzert der «Stars in Town» auf dem Herrenacker besuchten, sondern den Jubiläumsmunotball aus-kosteten, liess This Fehrlin, Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte, wissen: «Wir sind die Stars in Town.» Übrigens: Vor 175 Jahren endete das Einweihungsfest für den renovierten Munot und damit sowohl so etwas wie der erste Munotball als auch dieGeburtsstunde des Munotvereins mit einem handfesten Krach, weil niemand für die Kosten der Festivitäten aufkommen wollte. Die Zeiten haben sich seither zum Guten gewendet. Und das ist ein weiteres positives Fazit des Jubiläumsmunotballs 2014.