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Massnahmen nochmals überprüft

Schaffhauser Nachrichten, 19.03.2009 von Erwin Künzi

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Der Amoklauf von Winnenden hat die Öffentlichkeit erschüttert. Die Verantwortlichen an den Schaffhauser Schulen wissen, was in einem solchen Fall zu tun ist.

Die Tat eines 17-Jährigen, der gestern vor einer Woche in der deutschen Kleinstadt Winnenden 15 Menschen und anschliessend sich selbst tötete, hat auch bei uns für Aufsehen und Betroffenheit gesorgt. Leider geschah es nicht zum erstenmal, dass ein Jugendlicher in einer Schule ein Blutbad angerichtet hat. Die Verantwortlichen der Schaffhauser Schulen haben sich deshalb schon lange vor den Schüssen in der Albertville-Realschule überlegt, was in einem solchen Fall, sollte es je an einer Schaffhauser Schule dazu kommen, zu tun ist. Sie haben Pläne ausgearbeitet, wie die Alarmierung bei einem Amoklauf zu geschehen hat, wie die Polizei, die Feuerwehr und die Sanität zu benachrichtigen sind und wie innerhalb des Schulhauses die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen informiert werden und so die Evakuation des Schulhauses eingeleitet werden kann. Auch für diese Evakuation sollte es für jedes Schulhaus genaue Pläne geben, die die Fluchtwege aus den verschiedenen Klassenzimmern ins Freie aufzeigen und festlegen, wie die Evakuation im einzelnen vor sich zu gehen hat.

Brief an die Schulbehörden

Für die Schulen in den Gemeinden sind die jeweiligen Schulbehörden verantwortlich, für die Kantonsschule, das Berufsbildungszentrum, die Pädagogische Hochschule und die Handelsschule des Kaufmännischen Verbands trägt der Kanton die Verantwortung. Heinz Keller, Dienststellenleiter Primar- und Sekundarstufe I, wird in den nächsten Tagen alle Schulbehörden anschreiben und sie auffordern, ihre Dispositive in Bezug auf Alarmierung und Evakuation zu überprüfen und, falls nötig, anzupassen. Was die kantonalen Schulen angeht, haben Rolf Dietrich, Dienststellenleiter Mittelschul- und Berufsbildung, und Departementssekretär Raphaël Rohner mit den Schulleitungen die Dispositive besprochen. «Wir wollen einfach sicher sein, dass wir für alle Eventualitäten gerüstet sind», begründete Raphaël Rohner gegenüber den SN, warum nochmals überprüft wird, was bereits früher in die Wege geleitet wurde. Das Erziehungsdepartement besprach letzte Woche die Massnahmen, die von polizeilicher Seite aus bei einem Amoklauf geplant sind (siehe Kasten auf dieser Seite), mit Polizeikommandant Fritz Brigger. Ebenfalls zum Einsatz käme bei einem Amoklauf die Kriseninterventionsgruppe (KIG) des Kantons, die von Roland Moser geleitet wird und rund um die Uhr erreichbar ist. Sie unterstützt die Schulleitung und die Behörden vor Ort und organisiert, falls nötig, die Betreuung von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Eltern. In der KIG sind die Schaffhauser Polizei, der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst, die Jugendanwaltschaft und der schulpsychologische Dienst vertreten; zudem kann die KIG weitere Fachleute beiziehen. Sie ist auch mit dem Erziehungsdepartement verbunden und stellt den Kontakt her zu den politischen Entscheidungsträgern, in diesem Fall Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel. Am besten wäre natürlich, es gäbe gar nie einen Amoklauf. Sollte es aber trotzdem dazu kommen, «so haben wir gemacht, was man von vornherein machen kann», so Raphaël Rohner.

Schaffhauser Polizei Gutvorbereitet auf einen allfälligen Amoklauf an einer Schaffhauser Schule

«Bei einem Amoklauf geht es darum, ihn so rasch wie möglich zu beenden.» Das erklärte Ravi Landolt, Chef der Sicherheitspolizei, gegenüber den SN. Entsprechend sieht die Einsatzdoktrin der Schaffhauser Polizei aus: Die ersten vier Polizisten, die am Tatort sind, müssen sofort ins Gebäude eindringen und dort versuchen, dem Amoklauf ein Ende zu bereiten. Daher erhalten alle Polizisten im Aussendienst eine angemessene Ausbildung. «Seit Anfang 2007 trainieren wir in Zivilschutzanlagen und leerstehenden Industriegebäuden, da sich ein Amoklauf nicht nur in einem Schulhaus, sondern auch in anderen Gebäuden abspielen kann», so Landolt. Zum Schutz der Polizisten werden in jedem Dienstfahrzeug der Schaffhauser Polizei zwei schwere, schusssichere Westen mitgeführt. Bewaffnet sind die Polizisten mit ihren Dienstpistolen, die Action-Munition verschiessen. «Mit dieser Munition lassen sich Querschläger vermeiden, was bei einem Amoklauf sehr wichtig ist», so Landolt. Über den Tagesarzt des Psychiatriezentrums Breitenau kann die Polizei zudem das Care-Team Schaffhausen aufbieten für die Betreuung von Betroffenen wie von Polizisten, die im Einsatz waren.

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