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«Man soll Trauriges nicht verschweigen»

Schaffhauser Nachrichten, 05.05.2007 von Julia Guran

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Eine Schulschliessung ist nichts Erfreuliches. Doch sie hat Kräfte mobilisiert: Die fast 400-jährige Geschichte der Schule Buch wird festlich begangen - auf ernste und lustige Art.

USA, Spanien, England, Schweden, Australien und Südamerika - die Leute, die früher in Buch zur Schule gingen oder dort unterrichteten, sind auf der ganzen Welt verstreut. Schulpräsidentin Marianne Ott hat alle angeschrieben, denn das Schulendfest Ende Juni soll vor allem eins: «Alle zusammenbringen, die je mit der Bucher Schule zu tun hatten.»

Von Stock und Frack zu Pulli

Damit das gelingt, war ein riesiger Aufwand nötig. Ältere Bucherinnen und Bucher haben sich durch einen riesigen Fundus von Klassenfotos gearbeitet, auf denen sie Leute identifizierten. Verschiedene Leute aus dem Dorf haben versucht, sie aufzuspüren. Gefunden haben sie nicht jeden, kommen können werden auch nicht alle, aber viele Postkarten aus der Ferne und Fragen nach diesem Haus und jenem Bewohner zeigen, dass die Idee Interesse weckte. Die Klassenfotos werden im Schulhaus ausgestellt, von vor 1900 an bis heute, sie ermöglichen ein Wiedersehen und geben Einblick in den Wandel der Epochen. Der manifestiert sich etwa im Wandel der Kleidung von Hermann Tanner, der 40 Jahre in Buch unterrichtete: erst in Anzug und Krawatte, später leger im Rollkragenpulli.

Schulgeschichte erweitert

Tanner hat 1965 eine Schulgeschichte verfasst, die am Schulendfest neu aufgelegt wird. Tanner hat sie um die letzten 40 Jahre ergänzt, das Vorwort stammt von Rosmarie Widmer Gysel, gelayoutet wird sie vom Bucher Grafiker Markus Möckli. Die Schüler spielen am Schulendfest eine wichtige Rolle. Die Theaterpädagogin Ingrid Wettstein, die das Badifest mitorganisiert, wirft in ihrem Theaterstück «Zeitreise zu den sieben Raben» einen augenzwinkernden Blick auf die Geschichte der Schule (siehe Kasten).

«Nicht einfach die Tür zumachen»

Zum Feiern und Lachen ist angesichts der bevorstehenden Schulschliessung aber nicht allen zumute. «Besonders ältere Leute können nicht verstehen, warum wir ein Schulendfest machen», sagt Ott. Aber, so die Schulpräsidentin, «man soll Trauriges nicht verschweigen». Die Feier sieht sie auch als eine Gelegenheit, dass im Kanton Schaffhausen zur Kenntnis genommen wird, dass eine Schule geschlossen werden muss. Eine Feier scheint ihr daher angebracht: «Ich will nicht einfach die Tür der Schule zumachen, und dann ist Schluss.» Die knapp 400-jährige Geschichte der Schule soll gebührend gewürdigt werden. Auch für die Bucher Schüler, die nach den Sommerferien in Ramsen zur Schule gehen werden, brauchen ein Übergangsritual, sind sich Wettstein und Ott einig: «Wir wollen die Kinder auf dem Schritt begleiten. Sie sollen sich freuen», sagen sie. Freuen sollen sich auch die ehemaligen Bucher, wenn sie einander am Fest wiedersehen, denn wer wisse, wann die nächste Gelegenheit biete.

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