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Kanton Schaffhausen soll Land für eine Milliarde Franken verkaufen
Schaffhauser Nachrichten, 04.10.2013 von Zeno Geisseler
In Zentrumsnähe soll eine Waldstadt entstehen, welche die Zuwanderung in den Kanton auffangen kann. Dies schlägt die Wirtschaftsförderung vor.
Wohl den mutigsten (und umstrittensten) Vorschlag seiner Karriere hat der Schaffhauser Wirtschaftsförderer Thomas Holenstein gestern über 100 Vertretern aus der lokalen Politik und Wirtschaft präsentiert: Um einer weiteren Überalterung des Kantons entgegenzutreten, um eine fortschreitende Zersiedelung der Landschaft zu verhindern und um die Staatsfinanzen zu sanieren, soll der Kanton in der Nähe der Stadt Schaffhausen einen Quadratkilometer Land verkaufen. Auf diesem Grund sollen Wohnungen entstehen. Im Gegenzug sollen Bauzonen in den Landgemeinden verschwinden.
Giorgio Behr unterstützt Idee
Holenstein rechnet damit, dass der Kanton einen Erlös von bis zu einer Milliarde Franken erzielen könnte. Mit diesem Geld sollen in erster Linie die Auszonungen abgegolten werden und teure Infrastrukturprojekte wie die Spitalsanierung und der Bau eines Polizei- und Sicherheitszentrums finanziert werden. Um einen Ausgleich zwischen Stadt und Land sicherzustellen, solle mindestens der Finanzausgleich neu geregelt werden, denkbar sei laut Holenstein aber auch ein Kanton Schaffhausen, der nur noch aus einer einzigen Gemeinde bestehe. Holenstein sprach gestern davon, dass es sich bei der Idee um ein Gedankenexperiment handle und dass er sich der Brisanz des Vorschlags bewusst sei. Er erhielt gestern aber von wichtigen Stellen Unterstützung: Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel betonte, es brauche mutige und grosse Schritte, und die Regierung sei gewillt, diese zu machen. Giorgio Behr, Unternehmer und Präsident der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen, sagte, dass mit einer «Vision Waldstadt» viele Probleme auf einmal gelöst werden könnten.