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In Schaffhausen für die Schweiz üben
Schaffhauser Nachrichten, 09.05.2017
Hohe Armeetopkader sind beim Herrenacker mit einem achtwöchigen Kurs gestartet. Zu Beginn ging es um die Schweizer Sicherheitspolitik.
Kommt es in der Schweiz zu einer Katastrophe, kommen zuerst zivile Organisationen wie Polizei, Feuerwehr oder die Rettungsdienste zum Einsatz. In einem zweiten Schritt dann, falls nötig, die Armee. Daher gibt es im Rahmen der Schweizerischen Sicherheitspolitik den «Sicherheitsverbund Schweiz». Nach diesem sollten bei einem Grossereignis alle Behörden und Stellen, die an der Sicherheit beteiligt sind, zur Problemlösung beitragen.
Gemeinsam Krisen bewältigen
Um die Zusammenarbeit der involvierten Behörden zu verbessern, haben gestern in Schaffhausen elf Offiziere aus allen Truppengattungen, alle im Grad eines Oberst oder höher, sowie drei zivile Führungsleute einen Kaderkurs begonnen. Im Haus der Wirtschaft am Herrenacker startete der Weiterbildungslehrgang mit dem ersten von fünf Modulen, Schwerpunkt «Sicherheitspolitik Schweiz und ihre Instrumente». In den nächsten acht Wochen werden sich die 14 Topkader mit den verschiedenen Aspekten der Zusammenarbeit in Krisen auseinandersetzen. Divisionär Daniel Keller ist für diese Weiterbildung, die erstmals so stattfindet, verantwortlich: «Das Kursziel besteht darin, das Zusammenspiel von Armee und zivilen Behörden kennenzulernen und zu verstehen», sagte Keller. Anschliessend lud Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel zu einem Apéro in den Staatskeller.
«Das Kursziel besteht darin, das Zusammenspiel von Armee und zivilen Behörden zu verstehen.»
Daniel Keller, Divisionär
Der Schaffhauser Brigadier Martin Vögeli ist Projektleiter der ersten zwei Kurswochen: «Ich habe Schaffhausen als Kursort des Starttages auch deshalb gewählt, weil hier die letzten kriegerischen Handlungen auf Schweizer Boden stattgefunden haben – mit der Bombardierung der Stadt am 1. April 1944.» Beim Kursstart betonte der Brigadier, der in drei Wochen seinen Dienst beenden wird: «Es ist wichtig, dass alle Kursteilnehmer symbolträchtige, zentrale und für die Landesverteidigung wichtige Orte der Schweiz selber einmal besucht haben.» So sind die höheren Offiziere gestern mit dem Superpuma- und dem Cougar-Helikopter nach Bargen geflogen, um den nördlichsten Grenzstein der Schweiz zu sehen. Vorher hatte Thomas Zehnder, Kommandant der Grenzwachtregion 2, sein Korps und dessen Aufgaben vorgestellt.
«Es ist wichtig, dass alle Kursteilnehmer wichtige Orte der Schweiz einmal besucht haben.»
Martin Vögeli, Brigadier
Weiter entscheidend bei Krisensituationen ist für Vögeli zudem das Netzwerk, ganz nach dem Motto: «In Krisen Köpfe kennen.» In den nächsten zwei Wochen werden die Kursteilnehmer daher die Schweiz bereisen und zahlreiche Akteure treffen, Organisationen kennenlernen und Orte besichtigen. Zudem werden die Offiziere Fachvorträge zu hören bekommen. Divisionär Daniel Keller erklärte den SN, dass bei der Sicherheitspolitik zwischen Naturkatastrophen, sozialen Krisen wie beispielsweise starke Migration, sowie Machtpolitik unterschieden werde. Je nach Problem trage ein anderes spezifisches sicherheitspolitisches Instrument zur Lösung bei. «Die Armee ist dabei zentral, denn oft verfügt sie als einzige über die geeigneten Mittel», so Keller. Für Armeekader ist es aber entscheidend, nicht nur ihren Bereich zu kennen, sondern auch die Akteure der zivilen Behörden.
Computerprofis beim Militär
Heutzutage sei die Armee vielen Gefahren, zu denen neu auch die Cyberkriminalität zähle, ausgesetzt. «Unsere Aufgabe in dem Zusammenhang ist es, dass die Systeme der Führungsebenen der Schweiz funktionstüchtig bleiben» sagte Keller. Da könne die Armee von Know-how aus der zivilen Gesellschaft profitieren. «Es gibt dort Computerspezialisten, die auch in der Armee dienen», sagt er. Wegen des Milizsystems habe die Schweizer Armee weder ein Problem bei der Nachwuchs- noch bei der Kadersuche.