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«Ich will mir das doch nicht antun»

Schaffhauser Nachrichten, 01.12.2007 von Lisa Munz

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Dass Frauen in Führungspositionen selten sind, liegt heute nicht mehr an fehlenden Chancen, sondern an ungünstigen Rahmenbedingungen und auch daran, dass sie nicht wollen.

``Wenn Frauen leiten`` - so der Titel der Talkrunde vom vergangenen Mittwochabend im Park Casino -, dann ist das immer noch nicht selbstverständlich. Eine Ausnahme bilden da die reformierten Kirchen in der Schweiz, die immer öfter von Frauen präsidiert werden: 10 von 26 Kantonalkirchen werden heute von Frauen geleitet. Diesen Trend beleuchtet das neu erschienene Buch «Wenn Frauen Kirchen leiten», das gestern in Schaffhausen vorgestellt wurde und den Anlass dazu bot, in einer illustren Frauenrunde die Bedingungen für leitende Frauen in Politik, Kultur und Wirtschaft etwas unter die Lupe zu nehmen.

Beruflich keine Benachteiligung

Jede der fünf Diskussionsteilnehmerinnen kennt die Situation von Frauen in Führungspositionen aus eigener Erfahrung: Esther Girsberger war Chefredaktorin des «Tages-Anzeigers» und ist heute Dozentin an der Zürcher Hochschule in Winterthur, Helen Gucker-Vontobel ist Präsidentin der Schweizerischen Pflegerinnenschule, Silvia Pfeiffer ist Kirchenratspräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Schaffhausen und Vizepräsidentin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenrats, Christel Raussmüller Künstlerische Leiterin der Hallen für neue Kunst und Rosmarie Widmer Gysel Schaffhauser Regierungsrätin. Sie alle aber mussten Gesprächsleiter Matthias Wipf enttäuschen: Nein, im Beruf seien sie wegen ihres Geschlechtes nicht benachteiligt worden oder sie hätten das auf jeden Fall nicht so empfunden. Vielleicht hätten sie manchmal sogar von einem Frauenbonus profitieren können. «Obwohl ich bis jetzt eigentlich der Meinung war, ich sei einfach die beste Kandidatin gewesen», gestand Widmer Gysel mit einem Lachen und widersprach damit charmant der These, Frauen seien generell zu wenig selbstbewusst.

Macht ist nicht gleich Macht

Aus dem einleitenden Impulsreferat von Esther Girsberger ergab sich als ein Schwerpunkt des Gesprächs die Frage nach der geschlechtsspezifischen Bedeutung von Macht. In der noch immer männlich geprägten Gesellschaft werde Macht oft als etwas Allgegenwärtiges und Einengendes empfunden, dem nur mit Opposition begegnet werden könne, so Girsberger.

Dem gegenüber sei Macht für Frauen vielfach eher von der Art, wie sie die Philosophin Hannah Arendt beschreibt: Macht als das Resultat einer kommunikativen Einigung, das dem gemeinsamen Handeln dient.

Freude am Führen entwickeln

Die anwesenden Führungsfrauen konnten das bestätigen. Das «Ellenbögeln», der einsame Kampf an der Spitze lehnten Frauen vielfach ab, mit der Konsequenz, dass sie sich auch dann nicht für Führungsaufgaben zur Verfügung stellten, wenn sie sie angetragen bekämen. Es liege heute nicht mehr in erster Linie an mangelnden Chancen, sondern immer öfter an den Frauen selbst, die angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen Leitungspositionen ablehnten, nicht selten mit dem Gedanken im Hinterkopf: «Das tue ich mir nicht an.» Deshalb müssten sich die Rahmenbedingungen ändern, damit es für die gut ausgebildeten Frauen besser möglich wird, Freude am Führen zu entwickeln.

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