Unternavigation
Head, shoulders, knees and toes ...
Schaffhauser Nachrichten, 15.08.2008 von Erwin Künzi
Diese Woche haben im Kanton Schaffhausen rund 700 Drittklässlerinnen und -klässler mit dem Frühenglischunterricht begonnen.
«Head, shoulders, knees and toes ...», singen die Kinder der Klasse 3c im Schulhaus Rosenberg in Neuhausen. Dabei berühren sie jeweils die entsprechenden Körperteile mit den Händen, und wer unsicher ist, was jetzt gerade an der Reihe ist, wirft einen Blick auf Thomas Schwarz, den Englischlehrer der Klasse, der alles vormacht. Die 21 Schülerinnen und Schüler aus acht Nationen machen begeistert mit, vor allem, als ihr Lehrer immer schneller und schneller singt und alle versuchen mitzuhalten.
Die Klasse 3c ist eine von 53 im Kanton Schaffhausen, die diese Woche mit dem Frühenglischunterricht begonnen haben. Drei Lektionen pro Woche werden sie ab diesem Schuljahr in Englisch unterrichtet. Obwohl die gestrige Lektion, zu deren Besuch Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, Chefin des Erziehungsdepartements, die Medien eingeladen hatte, erst die zweite in der neuen Sprache war, zeigten die Kinder keinerlei Berührungsängste. Lehrer Thomas Schwarz sprach konsequent nur Englisch und hielt alle an, immer einen ganzen Satz zu bilden. Das Sprechen stand im Vordergrund, und Schwarz schaute, dass alle zu Wort kamen. Die Vermittlung der neuen englischen Wörter - es ging um die verschiedenen Körperteile - geschah spielerisch; singend, wie bereits erwähnt, oder via ein Memory-Spiel. Zum Schluss repetierten die Kinder das, was sie in der ersten Lektion gelernt hatten: Sie benannten diverse Farben, sehr zur Freude des britischen Honorarkonsuls Antony McCammon, der ebenfalls dem Unterricht beiwohnte.
Von langer Hand vorbereitet
Die Einführung des Frühenglischunterrichts im Kanton Schaffhausen wurde von langer Hand vorbereitet. Wer wie Thomas Schwarz Englisch unterrichten will, musste eine entsprechende Ausbildung absolvieren. Dazu gehörte ein dreiwöchiger Sprachaufenthalt mit Unterrichtsstunden an einer englischen Schule sowie einem Sprachkurs. In eigener Verantwortung habe zudem jede Lehrkraft ihre Sprachkompetenz nachweisen müssen, was meist mit dem Erwerb des Diploms «Cambridge Advanced English» geschehen sei, wie Schulinspektor Armin Hafner erklärte. Während zehn Tagen wurden die angehenden Sprachlehrkräfte zudem in Schaffhausen unter anderem in Methodik und Didaktik geschult und in die Lehrmittel «First Choice» und «English Explorers» eingeführt. Der letzte Punkt ist vor allem deshalb wichtig, weil diese Lehrmittel bei den Zürcher Lehrkräften, die sie bereits benutzen, sehr umstritten sind, wie eine Umfrage ergab (siehe SN vom 2. Juli). Im Gegensatz zu Zürich sei die Einführung intensiver gewesen, erklärte Rosmarie Widmer Gysel gestern gegenüber den SN. Zudem werde eine vom Erziehungsrat eingesetzte Sprachenkommission den Start des Frühenglischen eng begleiten und schauen, wie sich die Lehrmittel bewähren.
Mündlich und schriftlich
Vor dem Start ebenfalls festgelegt wurde das Lernziel. Es lautet wie folgt: «Die Schülerinnen und Schüler können sich in alltagsnahen Situationen auf einem elementaren Niveau mündlich und schriftlich verständigen.» Für die 3. Klasse heisst das konkret, dass die Kinder einfache, häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, einzelne Ausdrücke und ganz einfache Sätze aus einfacheren Texten mit Hilfe des Wörterbuchs lesen sowie laut von 1 bis 100 zählen, sich selber vorstellen und andere nach ihrem Namen fragen können. Das Schreiben der neuen Sprache steht in der 3. Klasse noch nicht im Vordergrund. Dazu heisst es in den Zielen: «Das Schreiben unterstützt den Lernprozess positiv und fliesst im Sinne der Integration aller Fertigkeiten in den Unterricht ein.»
Fehler vermeiden
Ab diesem Schuljahr wird Englisch unterrichtet, nach Abschluss der schrittweisen Einführung in der 3. und 4.Klasse je drei, in den 5. und 6. Klassen je zwei Lektionen pro Woche. In der Sekundarstufe wird der Unterricht weitergeführt, und Fehler, die bei der Einführung des Frühfranzösischen begangen wurden, sollen vermieden werden. Damals beklagten sich Lehrkräfte der Sekundarstufe, sie hätten beim Französischunterricht wieder ganz von vorne beginnen müssen. Das soll beim Englischen nicht passieren, wie Rosmarie Widmer Gysel betonte: Die Ausbildung der Englischlehrer auf der Primar- wie der Sekundarstufe soll koordiniert werden, der Lehrplan soll von der Primarstufe nahtlos an die Sekundarstufe anschliessen. «Darauf legen wir grosses Gewicht», so Widmer Gysel.