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Feuer, Hagel und rote Zahlen
Schaffhauser Nachrichten, 26.04.2012 von Zeno Geisseler
Die Gebäudeversicherung verbucht ein Minus. Schuld daran sind aber nicht die Schadensfälle, sondern das schlechte Resultat auf den Finanzanlagen. Die Reserven sind auf dem Minimum.
Wenn der Fluss den Keller füllt, der Hagel das Dach in Trümmer legt und das Feuer Häuser frisst, dann kommt die Gebäudeversicherung zum Zuge. Gut 29 000 Gebäude im Kanton sind bei ihr obligatorisch versichert, zusammen sind die Liegenschaften 23 Milliarden Franken wert.
Gestern haben die Verantwortlichen Bilanz gezogen. 2011 war für die Gebäudeversicherung ein durchzogenes Jahr. Positiv wiegt der Rückgang der Schadenssumme. Sie liegt mit 3,01 Millionen Franken rund 15 Prozent unter dem langjährigen Schnitt. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Zahl der Schadensfälle aussergewöhnlich gross war. Dies sei vor allem auf drei Hagelstürme zurückzuführen, sagte Direktor Andreas Rickenbach. Insgesamt bearbeitete die Versicherung 96 Brand- und 696 Elementarschäden, davon entfielen auf den Hagel 417 Meldungen. Trotzdem reichte der Prämienerlös, 5,47 Millionen Franken, um die Schäden zu vergüten und die Personal- und Verwaltungskosten zu bezahlen.
Kantonalbank verfehlte Benchmark
Damit wäre ein ausgeglichenes Resultat erreicht gewesen. Wäre. Denn weniger schön war das Resultat auf den Finanzanlagen. Rund 88 Millionen Franken Vermögen stehen in der Bilanz – Bargeld, Liegenschaften, Aktien und vor allem Obligationen. Diese machen fast die Hälfte des Portfolios aus. Die Vermögensverwalterin, die Schaffhauser Kantonalbank, konnte dieses Geld aber nicht wie geplant vermehren, die Bruttoperformance lag bei –0,06 Prozent, deutlich unter der Benchmark von 1,48 Prozent. Andere von der Versicherung herangezogene Vergleichsindizes verbuchten sogar ein Plus von bis zu 3,22 Prozent. Bei fast 90 Millionen Franken Vermögen sind das Differenzen, die ganz schön ins Gewicht fallen. Dies insbesondere, weil die Gebäudeversicherung nicht auf Rosen gebettet ist. Die Reserven der Versicherung lagen am Bilanzstichtag bei 74,87 Millionen Franken, knapp unter dem erforderlichen Minimum von 75 Millionen Franken. Die Schwankungsreserve für das Anlagevermögen beträgt 5,3 Millionen Franken, weit weniger als der Sollwert von 6,13 Millionen Franken. Aufgrund des schlechten Finanzergebnisses ergab sich für die Gebäudeversicherung unter dem Strich ein Verlust von 0,2 Millionen Franken.
«Mit Mandat zufrieden»
Trotz der schlechten Performance der Finanzanlagen sei die Gebäudeversicherung mit dem Mandat der Kantonalbank zufrieden, sagte die Präsidentin der Verwaltungskommission, Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel. Vizepräsident Peter Oechslin betonte, die langfristige Performance sei besser. Es sei kein Thema, die Vermögensverwaltung einem neuen Anbieter anzuvertrauen oder auch nur aufzuteilen. Kein Problem ist es in den Augen der Verantwortlichen weiter, dass mit Andreas Liberato auch noch gleich ein Mitglied des Vorstandes der Kantonalbank in der siebenköpfigen Verwaltungskommission der Versicherung sitzt. Eine Erhöhung der Prämien ist trotz des schlechten Abschlusses vorderhand kein Thema. Die Versicherung hofft nun allerdings, dass ihr die Börse nicht nochmals einen Strich durch die Rechnung macht.
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