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Ein Tränchen im Knopfloch der Uniform
Schaffhauser Nachrichten, 25.09.2017 von Martin Edlin
Die Infanteriebrigade 7 hat sich aufgelöst. Vollzogen wurde der militärische Akt mit einer grossen Zeremonie auf dem Herrenacker.
Ihre letzte Tat war die Eroberung Schaffhausens. Dann war es um sie, die Infanteriebrigade 7, geschehen. Zu Hunderten hatten die Offiziere und höheren Unteroffiziere sowie ehemalige Aktive dieser Einheit samt Regierungsdelegationen aus den Kantonen der Ostschweiz und die Spitzenvertreter unserer Landesverteidigung bis hinauf zu Bundesrat Guy Parmelin und Korpskommandant Daniel Baumgartner den Weg in die Munotstadt gefunden, um der Brigade letztes Stündchen zu begehen. Und die Schaffhauser liessen sich, angenehm überrascht von dieser militärischen Präsenz, erobern: Als sich am Samstagnachmittag der lange Zug nach dem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Johann in Richtung Herrenacker bewegte, wo die eindrückliche Auflösungszeremonie stattfand, standen die Passanten Spalier, und der grosse Platz war bald von in dichten Reihen stehenden Zaungästen umringt.
Vom Mut, Strukturen zu verändern
Der prosaische Hintergrund des Anlasses: Im Rahmen der vom Parlament beschlossenen Weiterentwicklung der Armee (WEA) werden bis Ende 2017 eine Anzahl Bataillone und Abteilungen sowie Brigadestäbe aufgelöst, so auch die Ostschweizer Infanteriebrigade 7. Sie war 2004 als Kind der Armeereform XXI gebildet worden und mutierte dann zum Reserveverband mit dem Auftrag, die Kader der Bataillons- und Abteilungsstäbe sowie des Brigadestabes auszubilden, seit Anfang 2010 unter dem Kommando des nun in den Ruhestand tretenden Martin Vögeli (siehe Porträt in den SN vom letzten Freitag).
Das Abschiedstränchen, das man vergoss, wurde diskret im Knopfloch der Uniform oder des zivilen Anzugs getragen, und zwar durchaus mit Stolz. Denn es brauche Mut, Strukturen und Prozesse zu verändern und Strategien anzupassen, sagte die Schaffhauser Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel in ihrer Ansprache, Mut für «einen Schritt in die Ungewissheit», auch wenn sie «überzeugt Ja» zur Weiterentwicklung der Armee sage. Bundesrat Guy Parmelin konnte ebenfalls verstehen, dass «viele die Auflösung mit Wehmut erleben» (siehe auch unten stehendes Interview). Aber der Chef des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport liess keinen Zweifel: «In der Sicherheitspolitik ist die Nostalgie kein Erfolgsfaktor.» Der scheidende Kommandant Martin Vögeli, der für den Akt der Auflösung seines Verbandes seine Heimatstadt gewählt hatte, warf dennoch einen Blick zurück und stellte «mit Genugtuung fest, dass sich der von der Infanteriebrigade betriebene Aufwand gelohnt hat, auch wenn er nicht immer mit dem ihm angemessenen Stellenwert zur Kenntnis genommen wurde». Lob und Dank an seine Soldaten waren ihm wichtig: «Der Stolz, die Identität und der Leistungswille wurden durch all diese Jahr erhalten.»
«Feldzeichen einrollen! Ruhn!»
Das alles fand in der mit militärischer Präzision inszenierten und von Trommelwirbeln und Musik des Spiels der RS 16-2/17 begleiteten Auflösungszeremonie visuellen Ausdruck, sogar mit einem klingenden Geschenk an Brigadier Vögeli: Ihm war der uraufgeführte Marsch «Bi üs im Kanton Schafuuse» von Major a. D. Werner Horber gewidmet.
So kam, wie es mit den letzten Befehlen kommen musste: Feldzeichen hoch! Feldzeichen tief! Feldzeichen einrollen! Ruhn! Und nach der Nationalhymne konnte Brigadier Martin Vögeli seinem obersten Chef, Bundesrat Guy Parmelin, melden: «Auflösung Infanteriebrigade 7 beendet.» Was allerdings nur den offiziellen Teil betraf: Im Anschluss traf man sich zu einem Begegnungsapéro vor dem Münster, Gelegenheit, den Geist der Brigade weiterzupflegen, wie es «Kader 7», die Vereinigung Ehemaliger und Freunde der Infanteriebrigade 7, tut.