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Ein Sommerlüftchen, leicht und lau

Schaffhauser Nachrichten, 14.05.2009 von Sandro Stoll

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Fast ein wenig zu schön war das Konzert von Hilaria Kramer und Jean-Christophe Cholet zum Auftakt des20. Schaffhauser Jazzfestivals.

Dass das Schaffhauser Jazzfestival die unterschiedlichsten Menschen, Musikstile und manchmal auch Kunstformen zusammenbringt, ist längst bekannt. Aber dass jetzt auch Kanton und Stadt in vollendeter Harmonie miteinander auf der Kammgarn-Bühne improvisieren, kommt doch nicht alle Tage vor. Gestern abend war es so weit: Beide puristisch-elegant in Schwarz-Weiss gekleidet und ganz offensichtlich bester Laune eröffneten Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel und Stadtpräsident Thomas Feurer das Jubiläumsfestival. Freundschaftlicher hätte der Auftritt der beiden nicht sein können: Der Stadtpräsident lobte den Kanton, die Regierungspräsidentin die Stadt und beide zusammen das Festival. Für Barbara Ackermann, Hausi Naef und Urs Röllin, die drei wichtigsten Köpfe des Festivals, gab es auch noch einen Blumenstrauss und «Alles Gute!» mit auf den Weg.

Hommage an Brasilien

Dann war in der vollbesetzten Kammgarn die Musik an der Reihe. Und so harmonisch, wie das Duo Feurer-Widmer Gysel begonnen hatte, machten die Trompeterin Hilaria Kramer und der Pianist Jean-Christophe Cholet weiter. Die beiden haben sich ein schönes Repertoire zusammengestellt, eine Art Hommage an die brasilianische Musik der 30er, 40er und 50er Jahre, also an die Zeit, kurz bevor der Bossa nova die Welt eroberte. Ihre Musik behandeln die beiden mit den technischen und harmonischen Mitteln des Jazz, und das funktioniert, wie so oft, tadellos. Pianist Cholet ist ein Virtuose, der sich den schönen Melodien mit Eleganz und Geschmack nähert. Und Kramers weicher, warmer Trompetensound passt wunderbar zu den einfachen Songs. Dennoch springt der Funke während des gut einstündigen Auftritts nicht so richtig. Ein wenig zu schön und rund tönt das alles, ein bisschen zu harmonisch insgesamt. Und manchmal, bei «Besame mucho» beispielsweise, schleicht sich sogar Langeweile ein. Bei aller Bekannt- und Abgegriffenheit hat das Stück doch noch immer ein beträchtliches Potential an Lust, Verzweiflung und Wehmut zu bieten. Aber das wird an diesem Abend vom Duo Kramer-Cholet nicht ausgekostet.

Zu spät aufgetaut

Erst ganz zum Schluss drehen die beiden noch ein bisschen auf, werden freier und gelöster. Doch da ist das Konzert schon zu Ende, und leider bleibt auch für die Zugabe «Luar do Sertão» kaum noch Zeit. Etwas mehr Ausdruck, Mut und Dramatik hätte man sich also zum Start des 20. Schaffhauser Jazzfestivals gewünscht. Aber davon dürften die restlichen drei Festivaltage ja noch reichlich bieten.

Die Besprechung des Auftritts des Vienna Art Orchestra publizieren wir in der Ausgabe von morgen Freitag.

Quelle