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Ein denkwürdiger Tag für die Hallen
Kanton und Stadt haben mit den Hallen für neue Kunst eine zukunftsweisende Leistungsvereinbarung abgeschlossen.
Schaffhauser Nachrichten, 30.11.2006 von Martin Schweizer
Ein «denkwürdiger Tag» sei es für die Hallen für neue Kunst, erklärte gestern Mittwochvormittag Rosmarie Widmer Gysel. An einer Medienkonferenz im obersten Stockwerk der Hallen zeigte sich die beim Kanton für die Kultur zuständige Regierungsrätin hocherfreut über den Abschluss der Leistungsvereinbarung. Auch Urs und Christel Raussmüller bezeichneten gestern die Vereinbarung mit dem Kanton und der Stadt als ausgezeichnete Basis für die Zukunft der Hallen.
Gemeinsam mit der Stadt
Wichtig dabei: Auf Grund des seit Januar 2006 gültigen Kulturgesetzes kann sich der Kanton für kulturelle Aktivitäten mit nationaler oder internationaler Ausstrahlung engagieren - auch finanziell. Zudem ist es der Regierung gelungen, mit der bei den Hallen während mehr als zwanzig Jahren tonangebenden Stadt einen Konsens zu finden, der eine gemeinsame Strategie für die Erhaltung und den weiteren Ausbau der Hallen ermöglicht.
Ein kultureller «Leuchtturm»
Die Leistungsvereinbarung hat für Rosmarie Widmer Gysel eine «kulturpolitische Bedeutung» für Stadt und Kanton. Denn mit dem neuen, nach intensiven Verhandlungen zu Stande gekommenen Vertrag würden die hochwertigen und weltweit bekannten Kunstwerke in den Hallen nicht nur sichergestellt. Mit dem «kulturellen Leuchtturm» im scharfen Wettbewerb der Kulturstandorte könnten auch das Profil und die Rolle des Kantons im Bereich der Kunst und Kultur wesentlich gestärkt werden.
Im «Windschatten von Zürich»
Schliesslich sei die Leistungsvereinbarung auch eine Anerkennung: Christel und Urs Raussmüller als Gründer und Leiter der Hallen hätten in den letzten zwei Jahrzehnten hervorragende Arbeit geleistet. Gerade im «Windschatten von Zürich» sei eine Institution wie die Hallen mit internationalem Format wichtig, betonte die Regierungsrätin weiter.
An die Grenzen gestossen
Stadtpräsident Marcel Wenger schloss sich den Ausführungen der Regierungsrätin an, bedankte sich bei allen Beteiligten und räumte ein, dass die Stadt nach der langjährigen Unterstützung der Hallen in jüngster Zeit an «ihre Grenzen gestossen» und nun froh sei, mit dem Kanton als «verlässlichem Partner» zusammenarbeiten zu können. Der Stadtpräsident zitierte überdies ein Gutachten, wonach die Stadt in fianzrechtlicher Hinsicht und nicht zuletzt in Bezug auf die Nutzung der Gebäude absolut korrekt gehandelt hat.
Zu den Details der Leistungsvereinbarung äusserte sich gestern Staatsschreiber Reto Dubach, der die Verhandlungen zusammen mit Roland E. Hofer, dem kantonalen Kulturbeauftragten, im Wesentlichen geführt hat. Die Kernpunkte der Vereinbarung mit der Stiftung für neue Kunst und der Raussmüller Collection in Kürze: Die Kunstvermittlung soll ausgebaut, die für den Betrieb der Hallen verantwortliche Stiftung gestärkt werden; der Stiftungsrat umfasst fünf Mitglieder, darunter Präsident Axel Plambeck, die Leiterin der Hallen, Christel Raussmüller, und neu (für den Kanton) David Streiff, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Kultur. Von städtischer Seite wird die Fachperson erst noch bestimmt.
Erdgeschoss an die Hallen
Die Stadt überlässt ferner das kurzfristig für die Verwaltungspolizei vorgesehene Erdgeschoss den Hallen, eine Vorlage an das Parlament folgt. Die Hallen erhalten vom Kanton ausserdem aus dem derzeit gut dotierten Lotteriegewinnfonds einen jährlichen Beitrag von neu 250 000 Franken (bisher 100 000 Franken). Ab 2008 soll er auf 300 000 bis 400 000 Franken erhöht werden. Der städtische Anteil bleibt unverändert bei 60 000 Franken.
Kommentar
Mit neuem Schwung voran
Gut Ding will Weile haben - manchmal treffen auch abgedroschene Redewendungen den Kern einer Sache. Im Fall der Hallen für neue Kunst ist es sicher so, dass in den letzten Jahren alle Beteiligten manche administrativen und finanziellen Turbulenzen überstehen und durchstehen mussten, ehe man - nach jetzt 23 Jahren - zu einem Konzept gelangen konnte, das Hand und Fuss hat. Und mitunter, meinte Urs Raussmüller an der gestrigen Medienkonferenz, ist auch mal ein handfester Krach vonnöten, um aus einer scheinbar verfahrenen Situation herauszukommen.
Seit gestern Mittwoch jedenfalls sieht es für die Hallen fast schon rosig aus. Die gestern vorgestellte Leistungsvereinbarung zwischen dem Kanton, der Stadt und der Stiftung ist zwar keineswegs besonders spektakulär, umfasst im Grunde nur Dinge, die für eine Institution in der Dimension der Hallen sachlich längst notwendig gewesen wären. Heute braucht es diesen Vertrag allerdings zwingend - allein schon deshalb, weil es letztlich um die Sicherung und um die Zukunft der Hallen geht. Eines Tages werden sich selbst die mit den Hallen tief verbundenen Raussmüllers zurückziehen, auch sie kommen ins Alter; nicht umsonst sprach gestern Christel Raussmüller en passant davon, sie könnten ihre Collection hochwertiger Kunstwerke möglicherweise bald in eine Stiftung umwandeln.
Ein Glück vorerst, darf man für einmal sagen, dass nun der Kanton eingestiegen ist. Die Stadt, keine Frage, hat für die Hallen sehr viel getan und wird es nach Massgabe ihrer Möglichkeiten auch weiterhin tun. In den letzten Jahren wurde indes offenkundig, dass sie allein die Hallen kaum mehr schultern kann. Mit dem Kanton könnte es indes auch langfristig klappen - vor allem, wenn man sieht, mit welchem Engagement Reto Dubach und Roland E. Hofer, aber auch Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel ans Werk gehen.
Leistungsvereinbarung mit den Hallen für neue Kunst, gestern