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Die Klettgauer Powerfrau verlässt die politische Bühne
Schaffhauser Nachrichten, 31.03.2018 von Christian Amsler, Regierungspräsident
Rosmarie Widmer Gysels beruflicher Werdegang ist das Abbild der wunderbar vielfältigen Berufsbildungsmöglichkeiten in unserem Land. Nach einer Berufslehre als Gärtnerin, einer Handelsschule und diversen Führungslehrgängen sowie Finanz- und Kommunikationsweiterbildungen hat sie an der Universität St. Gallen ein Nachdiplomstudium als Master of Business Engineering abgeschlossen. Dies zeigt die Vorwärtsausrichtung, den grossen Willen und die Hartnäckigkeit der überzeugten Klettgauerin.
Vor ihrem Regierungsmandat sammelte sie von 1989 bis 1993 Exekutiverfahrung als Hallauer Gemeinderätin, wo sie das Hochbaureferat betreute. Von 2001 bis 2002 präsidierte sie die kantonale SVP, und acht Jahre war sie Mitglied des Bankrates der Schaffhauser Kantonalbank. Per 1. Januar 2005 wurde sie zusammen mit Ursula Hafner-Wipf in die Schaffhauser Regierung gewählt. In der Folge erlebte sie manchen Kollegenwechsel und ist nun seit 2017 die amts-erfahrenste Regierungsrätin.
Von 2005 bis 2010 stand sie dem Erziehungsdepartement vor und präsidierte in dieser Zeit auch die Erziehungsdirektorenkonferenz Ost (EDK-OST). 2010 war es dann keine Überraschung, dass sie in ihr Wunschdepartement Finanzen und Sicherheit wechselte. Als ehemaliger Frau Oberst im Stab des Gebirgsarmeekorps 3 und des Heeresstabes war ihr eine glaubwürdige und starke Armee stets nahe am Herzen. Auch der Bevölkerungsschutz, das ausserdienstliche Schiesswesen und eine gut aufgestellte Schaffhauser Polizei genossen den grossen Support der dafür zuständigen Chefin. Wenn man etwas macht, dann macht man es richtig!
Legendär bis in die ganze Restschweiz hinein ist Rosmarie Widmer Gysels unnachahmlicher Hallauer Dialekt. Oft wurden wir Mitregierungsräte von Kolleginnen und Kollegen von anderen Regierungen auf diesen speziellen, breiten und wunderbar solitären Dialekt angesprochen. Mit Rosmarie konnte man in der «Regiering» einen «Schlegel» Wein aufmachen, wusste man, dass «es Gäld aam nid am Schiibaa wachst», und konnte bei politischen Angriffen beruhigt sein, denn «morn jaged si wider e anderi Suu d Gass ab».
Trotz unterschiedlicher politischer Positionen stand sie auch in besonderer Verbindung mit Kollegin Ursula Hafner-Wipf von der SP. Beide wurden am gleichen Tag in die Schaffhauser Regierung gewählt und nahmen als erste Frauen Einsitz in die Schaffhauser Exekutive. Dieser Umstand verbindet, und so wurden immer wieder sichtbare und unsichtbare Allianzen zwischen den beiden geschmiedet. Ausgleich und Konsens waren nicht unbedingt Rosmarie Widmer Gysels Ding, sie konnte sehr hart fighten und für ihre Meinung auch mit dem Zweihänder vorgehen. Man konnte aber immer wieder in persönlichen Vieraugenkontakten ihre feinfühlige, sensible und weichherzige Seite erleben. In der politischen Debatte war für Aussenstehende oft die harte Schale auf den ersten Blick sichtbar und weniger der weiche Kern. Nie ging es ihr um die eigene Person, sondern immer um die Sache und um das Wohl des Kantons Schaffhausen und dessen Bevölkerung.
Rosmarie Widmer Gysel war immer sehr gut vorbereitet, fleissig, engagiert und sehr dossiersicher. Sie konnte kompetent und virtuos mit Zahlen und hochkomplexen Excelprogrammen operieren. Man muss unserer Finanzdirektorin neidlos attestieren, dass sie über eine mehr als beeindruckende Kompetenz in Finanzfragen verfügt. Hier kamen ihr die reichen Erfahrungen aus der Privatwirtschaft bei Forbo International SA und bei Farner Consulting AG zugute. Eine grosse Virtuosität und Affinität hatte sie auch gegenüber Fragen der Informatik.
Wir wünschen der verdienten abtretenden Schaffhauser Finanzdirektorin und ihrem Mann Georg Gysel viele gefreute Momente im neuen Lebensabschnitt, tolle Reisen, rasante Skiabfahrten im geliebten Zermatt, viele schöne Familienstunden und vor allem auch stets (öchsle-)reiche Ernten im eigenen Rebberg in Wilchingen! Danke, Rosmarie!