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Die Frauen als «grosse Gewinnerinnen»

Schaffhauser Nachrichten, 31.08.2004 von Martin Schweizer

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Regierungsratswahl: Differenzierte Bewertung in den nationalen Medien Auch die nationalen Medien sprechen von einem überraschenden Ausgang der Schaffhauser Regierungsratswahlen.

Die «Neue Zürcher Zeitung»thematisiert in ihrer Montagausgabe vorerst die Abwahl Bühls, die ihrer Meinung nach «von niemandem erwartet worden war.» Mit den «Spannungen zwischen dem Gesundheitsdirektor und dem Chefarzt des Kantonsspitals, die im Wahlkampf zutage traten, kann das Ergebnis aber nicht erklärt werden», schreibt das Blatt weiter und nennt Bühls Leistungsausweis «beachtlich».

Schwache Basis
Zum Verhängnis dürfte dem Regierungsrat diesmal seine «schwache Parteibasis geworden sein», da Bürgerliche wie Sozialdemokraten sich deutlicher als bei früheren Wahlen voll darauf konzentriert hätten, «ihre eigenen Kandidaten durchzubringen und keine Stimmen zu verschenken.»

Würdigung der Frauen
In einem weiteren Abschnitt würdigt die NZZ sodann den Einzug der beiden Frauen in den Regierungsrat, wobei sich Rosmarie Widmer Gysel als «Finanzchefin eines international tätigen Unternehmens» wohl für die freiwerdende Finanzdirektion, Ursula Hafner-Wipf dagegen für den Sozial- und Gesundheitsbereich empfehle. Schliesslich glaubt die Zeitung, es sei nicht anzunehmen, dass die «beiden Frauen in der Regierung immer am gleichen Strick ziehen werden»; Hafner sehe sich «primär als Vertreterin der Schwachen» und habe die «kantonalen Sparübungen im Wahlkampf kritisch hinterfragt», während Widmer Gysel eine «dezidiert andere Haltung» vertrete.

Fehlende Hausmacht
Der «Tages-Anzeiger»zitiert in einem Kommentar Herbert Bühl, wonach das Risiko, abgewählt zu werden, bei Gesundheitsdirektoren besonders gross sei. «Als Erklärung für den Absturz des Ökoliberalen, der vor vier Jahren mit dem besten Ergebnis als Überflieger gefeiert wurde, reicht dies nicht», meint dazu aber das Zürcher Blatt. Denn Bühl habe keine Spitäler geschlossen, bei der Kontroverse mit einem Chefarzt sei auch einiges ungeklärt geblieben.
Die Abwahl Bühls habe wohl, so der «Tages-Anzeiger», «vor allem parteipolitische Gründe» - die Linke taxiere Bühl «eher als grünen Freisinnigen denn als einen der ihren». Der Grüne habe zudem über «keine eigene Hausmacht verfügt». Und die Wahl sei letztlich auch «als Ausdruck der Gleichstellung» zu werten, der Einzug der Frauen in die Regierung mithin «überfällig.»

Nur knapp an Sitzverlust vorbei
Der Winterthurer «Landbote» druckt eine längere Agenturmeldung zu den Regierungsratswahlen ab, worin es unter anderem heisst, mit der Wahl von Ursula Hafner-Wipf hätten die Sozialdemokraten nach dem Rücktritt von Finanzdirektor Hermann Keller «nur knapp» einen weiteren Sitzverlust verhindern können; Ernst Schläpfer habe mit seiner wilden Kandidatur zu einer «Zersplitterung der linken Stimmen» beigetragen.

«Aus dem Amt gedrängt ...»
In einem separaten Kommentar erinnert die Zeitung dann daran, dass mit Herbert Bühl - wir zitieren - «just jener Regierungsrat aus dem Amt gedrängt» wurden, der sich in der Regierung am entschiedensten für Frauen- und Familienanliegen eingesetzt habe. Auf ihn gehe etwa der Vorschlag der Gesundheitsdirektorenkonferenz zurück, alle Kinder unter 18 Jahren prämienfrei zu versichern. Der Konflikt mit dem Chefarzt der Chirurgie habe Herbert Bühl vermutlich Stimmen gekostet. Die «grossen Gewinnerinnen» dieses ersten Wahlwochenendes im Schaffhauser Wahlmarathon seien indes die Frauen, heisst es im «Landboten».

Bühl unerwähnt
Eine eigene Optik entwickelte einmal mehr der «Blick», der gestern Montag zwar kurz den Einzug der beiden Frauen in die Schaffhauser Regierung vermeldete, sich dann aber voll auf Ex-Schwingerkönig und «Wahlverlierer» Schläpfer fokussierte, der, wie wir wissen, am Sonntag «nicht in die Kränze kam». Unerwähnt blieb im Boulevardblatt indes seltsamerweise der abgewählte Regierungsrat. (-zer.)

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