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Die Belastung der Lehrkräfte bleibt ein Dauerthema
Schaffhauser Nachrichten, 27.11.2009 von Erwin Künzi
Der Erziehungsrat hat kürzlich von einem Bericht über die Belastung auf der Sekundarstufe I Kenntnis genommen. Damit ist das Thema noch lange nicht vom Tisch.
Das Projekt «Belastung und Belastbarkeit auf der Sekundarstufe I» stellte sich als eine gewichtige Belastung heraus, beschäftigte sich doch eine vom Erziehungsrat eingesetzte Projektgruppe über vier Jahre lang mit der Thematik, bevor sie Anfang Oktober ihren Schlussbericht abgab (siehe auch SN vom 3. November). Dieser Bericht, der den SN vorliegt, zeigt, dass zu Beginn ein klar abgegrenztes, auf einen Teilaspekt beschränktes Gebiet untersucht werden sollte: Ruth Peyer, damals Präsidentin der Konferenz der Vorstehenden der verschiedenen Lehrerkonferenzen, beantragte 2005 dem Erziehungsrat, das Thema «Druck in der Probezeit der Sekundarschule» solle näher unter die Lupe genommen werden, da immer wieder Klagen von Eltern eingegangen waren wegen einer zu hohen Belastung der Schülerinnen und Schüler in der Probezeit. Der Erziehungsrat folgte dem Antrag und setzte am 30. März 2005 eine Projektgruppe, geleitet von Erziehungsrat Werner Schöni, ein und erweiterte den Auftrag um das Thema Schnittstelle Primarschule - Sekundarschule.
Lehrpersonen im Mittelpunkt
Die Projektgruppe machte sich ans Werk. In der Folge geriet die Belastung der Schülerinnen und Schüler immer mehr aus dem Fokus, während diejenige der Lehrpersonen in den Mittelpunkt der Arbeit rückte. Im Schlussbericht der Projektgruppe vom 1. Oktober 2009 heisst es dazu: «Das Bild vom Schneeball, der zur Lawine wird, passt ausgezeichnet. Plötzlich stand das ursprüngliche Anliegen am Rand und ins Zentrum rückten vielfältige Themen und Forderungen der Lehrpersonen.» Insgesamt befasste sich die Projektgruppe mit sechs Bereichen und fasste dazu konkrete Beschlüsse, die in der Zwischenzeit zum Teil bereits umgesetzt worden sind. Beginnen wir mit dem Problem, das am Anfang stand: der Belastung der Schülerinnen und Schüler während der Probezeit der Sekundarschule. Hier wurden auf das Schuljahr 2006/07 verschiedene Massnahmen umgesetzt. Die Probezeit wurde von elf auf zwölf Wochen verlängert, und die Zahl der Promotionsfächer wurde auf fünf reduziert, nämlich Deutsch, Französisch, Mathematik, Natur und Technik sowie Raum und Zeit. Zudem dürfen während der Probezeit insgesamt maximal 20 Prüfungen durchgeführt werden. In einem nächsten Bereich ging es um das Fach Französisch bei der Übertrittsprüfung in die Kantonsschule. Bereits auf das Schuljahr 2008/09 war die Lektionenzahl für Französisch in der Sekundarschule von zwei auf drei Lektionen erhöht worden. Die Französischprüfung wurde überarbeitet: Neu gibt es zusätzlich eine mündliche Prüfung, und während der Probezeit an der Kantonsschule wird auch die mündliche Kompetenz geprüft. Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel, Chefin des Erziehungsdepartements (ED), äusserte sich zu diesen Änderungen gegenüber den SN positiv: «Das ist eine gute und wichtige Sache, da es bei dieser Schnittstelle zwischen Sekundar- und Kantonsschule oft Probleme gab.» Das neue Verfahren wird an der nächsten Prüfung erstmals angewandt.
Vereinfachung bei Zeugnissen
Neben den Bereichen Durchlässigkeit auf der geteilten Sekundarstufe I und Umgang mit dem Französischlehrmittel Envol waren auch die Zeugnisse ein Thema. Hier gibt es für die Lehrkräfte eine Vereinfachung: «Die Erarbeitung der Noten und die Bewertung der Sozialkompetenz sind zusammengestrichen und konzentriert worden», so Widmer Gysel. Am meisten beschäftigte die Projektgruppe das «Megathema» (Schlussbericht) Belastung der Lehrkräfte, das unter dem Titel «Die Lehrkraft/das Team» diskutiert wurde. Dabei gingen, wie es im Bericht heisst, «die Ansichten zu Themen wie Teamarbeit, Belastung, Entlastung, Hilfestellungen usw. weit auseinander». Immerhin konnten verschiedene Themen erledigt oder dazu Aufträge erteilt werden. Noch offen ist die Formulierung des Berufsauftrags für Lehrkräfte; ein erster Entwurf des ED wird in den nächsten Monaten weiter bearbeitet. Im Schlussbericht wird zudem festgehalten, dass es unter dem Titel «Belastung» viele weitere Themen gäbe, denen Beachtung geschenkt werden müsste: «Grundsätzlich ist dem Thema Belastung/Belastbarkeit in der täglichen Arbeit Rechnung zu tragen.»