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Das Lob der Torheit von Erasmus als Essay in Bildern

Schaffhauser Nachrichten, 29.06.2009 von Martin Schweizer

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Im Museum zu Allerheiligen werden die Besucher seit gestern Sonntag mit Bildern konfrontiert, die assoziativ auf das «Lob der Torheit» von Erasmus hinweisen.

Es war vor 500 Jahren ein Bestseller, der Aufsehen erregte. Die in Latein abgefasste und vom Autor bescheiden als «kleine Stilübung» bezeichnete Schrift galt damals nach Stefan Zweig als das «gefährlichste Buch» schlechthin, das denn auch prompt auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde. Vergebliche Liebesmüh, das «Lob der Torheit» des grossen Humanisten und Theologen Erasmus von Rotterdam hat sich durchgesetzt und seine Aktualität bis heute nicht eingebüsst. Das beweist erneut auch die gestern Sonntag im Museum zu Allerheiligen eröffnete Ausstellung.

Rund hundert Gäste liessen sich auf die ausgewählten Erasmus-Texte und auf die ganz unterschiedlich spannenden Exponate ein. Viele der Besucher waren mit Kopfhörern ausgerüstet. Denn die auch vom Manesse-Verlag unterstützte Ausstellung sei zum «Schauen und zum Hören»; erst der vor allem bei älteren Semestern etwas gewöhnungsbedürftige iPod mache den Gang durch die fünf Räume zum wahren Erlebnis, versuchte der für das Konzept zuständige Museumsdirektor Roger Fayet dem Publikum so behutsam wie möglich zu erklären. Zur Eröffnung sprach gestern kurz auch Thomas Feurer. Uns allen und speziell den Politikern könne eine selbstkritische und gelegentlich «augenzwinkernde» Haltung im Sinne von Erasmus nur gut tun, sagte der Stadtpräsident und übergab das Wort Rosmarie Widmer Gysel. Temperamentvoll wie eh erläuterte die Regierungspräsidentin, wieso die Regierung die Ausstellung zum «Lob der Torheit» zu ihrer «Jahresausstellung» gewählt habe. Der Regierungsrat wolle damit nicht etwa zur allgemeinen Torheit aufrufen, vielmehr gehe es ihm um die Anerkennung eines der bedeutendsten Denker und Humanisten Europas. Bemerkenswert vor allem sei sein im «Lob der Torheit» durchgehend sichtbares Plädoyer für Toleranz und Dialogbereitschaft, seine Absage an Fanatiker, die stets glaubten, vollkommen zu sein. Die Magistratin erinnerte ferner daran, dass das im Spätsommer 1509 und am Vorabend der Reformation geschriebene Werk auch auf erbitterte Gegnerschaft stiess und nicht zuletzt in kirchlichen Kreisen hohe Wellen schlug, was man im Rückblick durchaus als Auszeichnung betrachten könne. Das «Lob der Torheit», vom Verfasser in nur einer Woche niedergeschrieben, sei, meinte Roger Fayet gestern abschliessend, ein eigentlicher «Rundumschlag» gewesen, Erasmus habe sich beispielsweise für Frieden und Freundschaft, aber wiederholt gegen das «Herumreiten auf Äusserlichkeiten» gewandt und letztlich darauf verwiesen, dass man aus Unvollkommenheiten auch Lehren ziehen könne. Diesbezüglich ist in den vergangenen 500 Jahren allerdings wenig bis nichts passiert, Erasmus von Rotterdam könnte heute in derselben Angelegenheit gleich nochmals zur Feder greifen. Warum das so ist, kann man an Veranstaltungen weiterverfolgen, die das Museum in den nächsten Wochen zum «Lob der Torheit» anbietet.

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