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Das Fundament ist schon gelegt
Schaffhauser Nachrichten, 14.04.2008 von Interview: Mark Schiesser
Nach dem Konstanzer Wissenschaftsforum zieht Mitinitiant Alex Bänninger vom Think-Thank Thurgau eine positive Bilanz aus der Entwicklung Stein am Rheins zur internationalen Kongressstadt.
Herr Bänninger, soeben ist das erste dreitägige Wissenschaftsforum zu Ende gegangen. Wie lautet Ihre erste Bilanz?
Alex Bänninger: Wir hatten mit dem Konstanzer Wissenschaftsforum einen hervorragenden Start, das Fundament ist gelegt. Uns hat interessiert, ob Stein am Rhein als Ort für einen Kongress in der Grössenordnung von unter 100 Teilnehmenden - und im Sinne der Begegnung - geeignet ist, und das kann ich bestätigen.
Sie haben angekündigt, dass das Wissenschaftsforum Stein am Rhein zu internationaler Bekanntheit verhelfen würde. Wie wurde es bisher in der Schweiz aufgenommen? Und im Ausland?
Bänninger: Mittelfristig wird man es zweifellos national und auch international zur Kenntnis nehmen. Nun liegt es hauptsächlich am Veranstaltungsort, das Medieninteresse zu wecken, das heisst, wir alle müssen daran arbeiten, dass es auch auf internationaler Ebene wahrgenommen wird. Die Erfahrung zeigt, dass man sich über eigenständige Kongresse mit eigenem Profil auch profilieren kann. Stein am Rhein eignet sich für Kongressveranstaltungen, weil es den Reiz einer mittelalterlichen Stadt hat und vor allem überschaubar ist. Für viele wird Stein am Rhein eine Entdeckung werden!
Wie ist der Anlass bei der Bevölkerung von Stein am Rhein angekommen? Ist es zu einem Austausch zwischen ihr und den Gästen gekommen? Sie haben ja angekündigt, dass die Hauptreferate am Lokalfernsehen übertragen werden und die Referenten eventuell in Kantonsschulen auftreten.
Bänninger: Von der Anlage her war es ein Kongress für Insider. Wir wollten aber deutlich machen, dass wir uns nicht absondern wollen, und haben mit der Live-Übertragung im Schaffhauser Fernsehen und im Internet ein Mittel gefunden, um zu zeigen, dass wir zugänglich sind. Es geschah also nichts im Verborgenen. Das ist aber nur der halbe Schritt, ein Verbesserungspunkt wird sein, dass wir beim nächsten Hochschul-kongress ein direktes Angebot für die Bevölkerung im Sinne einer öffentlichen Veranstaltungen anbieten werden. Die Idee mit den Referaten an den Kantonsschulen wurde weitergegeben und gut aufgenommen. Für diesmal war eine Zusammenarbeit zeitlich zu knapp. Mit dem Herbstkongress wird der Einbezug von Schülern möglich sein. Ein Vertreter der Mittelschule Thurgau war anwesend, wie auch die Erziehungsdirektorin Rosmarie Widmer-Gysel. Es lohnt sich deshalb auch, wenn die Schulen diesbezüglich Anstrengungen machen.
Viele Leute sind gegenüber dem neuen Engagement der Jakob-und-Emma-Windler-Stiftung skeptisch. Wie überzeugen Sie sie vom Sinn des Engagements jetzt, im Rückblick auf die Veranstaltung?
Bänninger: Die Idee, in Stein am Rhein Kongresse durchzuführen, ist auch eine Antwort auf die Frage, wie man zu Touristen kommt, die länger bleiben. Die Kongresse im Frühling und im Herbst, die übrigens ausserhalb der touristischen Spitzenzeiten stattfinden, sind eine Antwort auf die Fragen. Durch das fi-nanzielle Engagement macht die Windler-Stiftung nicht sich selber bekannt, sondern den Ort. Die touristischen Karten muss nun aber Tourismus Stein am Rhein ausspielen, wir vom Think-Tank Thurgau liefern eine gute Vorlage.
Wie ist der Anlass bei den geladenen Gästen angekommen? Welche Erkenntnisse, Erfahrungen nehmen sie mit?
Bänninger: Ganz klar sehr gut, wie ich mehrheitlich gehört habe, werden einige von ihnen wiederkommen. Es haben sich bereits weitere Interessenten für Kongresse gemeldet. Einer der Referenten war der Rektor der Uni Basel.
Themenbereiche waren die europäische Rechtsentwicklung, Wissenschaft und Forschung in Europa und Europas Identitäten, von aussen betrachtet. Welche Thesen haben die Referenten vertreten?
Bänninger: Persönlich fand ich es leichter, über Europa zu sprechen, ohne mich auf die Frage zu beschränken, ob die Schweiz der EU beitreten soll. Es war eine Auseinandersetzung mit Europa und dessen Bedeutung und Entwicklung. Denn das ist nicht nur ein politischer, sondern auch ein wirtschaftlicher, kultureller und sprachlicher Prozess. Die Referenten haben Denkanstösse gegeben und nicht Ergebnisse geliefert. Unter anderem auch zum Bewusstmachen, dass Europa von all denen lebt, die daran arbeiten.
Es ging Ihnen ja darum, durch den Austausch Scheuklappen zu beseitigen. Kann man konkrete, fassbare Erkenntnisse benennen?
Bänninger: Die Schweiz ist ein Teil von Europa, sie gehört nicht institutionell zur EU, und diese ist nicht identisch mit Europa. Geographisch, geschichtlich und kulturell gehört die Schweiz klar zu Europa. Mir ist aufgefallen, dass die Frage von den Schweizer Teilnehmern völlig unverkrampft diskutiert wurde.