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Bock-Splitter

Schaffhauser Bock, 28.04.2009 von Richard Altorfer

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Unser Verhältnis zu Rationalität und Aberglaube ist ein ziemlich irrationales. Im besten Fall eines mit Humor, wie bei Niels Bohr, einem dänischen Physik-Nobelpreisträger. Der hatte über dem Eingang seines Ferienhauses ein umgekehrtes Hufeisen aufgehängt. Fragte ihn eine Bekannte erstaunt: Sie als Physiker, Sie glauben an Hufeisen als Glücksbringer? Wie kann ein Wissenschaftler Ihres Rangs an solchen Hokuspokus glauben? Niels Bohr: Natürlich glaube ich nicht daran, aber man hat mir versichert, dass es wirkt, auch wenn man nicht daran glaubt.

Wenn uns die Schulmedizin nicht (mehr) helfen kann, dann halten wirs alle mit Niels Bohr. Auch wenn wir nicht an Humbug glauben, wir greifen trotzdem auf philippinische Geistheiler, homöopathische Globuli oder Magnete zurück. Ganz im Sinn von: Man muss ja nicht daran glauben, aber vielleicht hilfts eben doch. Und siehe da: Dem einen oder andern hilfts tatsächlich. Vielleicht bloss wegen des Plazeboeffekts - aber was solls? Wenns aber wirklich nur der Plazeboeffekt war, der geholfen hat (was er immer tut in etwa einem Drittel der Fälle), soll die Krankenkasse - das heisst wir alle, Arm und Reich gleichermassen, über unsere Krankenkassenprämien - das dann bezahlen? Und falls ja, warum nur die homöopathischen Globuli und nicht auch den Geistheiler? Warum nur die Akupunktur und nicht auch Mike Shiva? Der Frage wird sich stellen müssen, wer am 17. Mai «Ja» stimmt zur Aufnahme des Rechts auf beziehungsweise der Pflicht zur Förderung von Komplementärmedizin in die Schweizer Bundesverfassung. Man sollte sich das gut überlegen. Wenn die Krankenkassen am Ende alles, was gut tut, bezahlen müssen, dann... wird's wirklich teuer.

Schaffhausen ist gut angekommen in Zürich beim Sechseläuten. Umgekehrt ebenso: die Zürcher haben sich als erstaunlich unarrogant, gesellig und freundlich präsentiert. Gleich drei Zünfte haben am Samstag beim Nach-Sechseläuten den Weg nach Schaffhausen gefunden, wo «wir» sie mit schönstem Wetter empfangen haben. Das gegenseitige Wohlwollen ging so weit, dass sich das Wappentier der Stadtzunft - ein Schwan mit schlagenden Flügeln - unter Anleitung der Regierungsratspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel sogleich mit dem Schaffhauser Bock mit «les oeufs d'or» vergnügte. Was dabei heraus kam, wird in die Geschichte der beiden Städte eingehen. Wer weiss, vielleicht wird dereinst der «Schwabock» das Wappentier eines vereinigten Kantons «Schaffürich».

Viktor Röthlin, bester weisser Marathonläufer an den olympischen Spielen, erlitt eine Lungenembolie. Ziemlich aussergewöhnlich bei einem jungen, gut trainierten Menschen. Wäre Röthlin Radrennfahrer, hätte keiner daran gezweifelt, dass «Epo», Erythropoietin, ein Hormon, das die Produktion von roten Blutkörperchen anregt und deshalb von Ausdauersportlern gerne als Doping genutzt wird, die Ursache ist. Bei Röthlin genügte die Erklärung, ein fünfstündiger Langstreckenflug sei daran schuld. Schon ein bisschen ungerecht gegenüber den Radrennfahrern.

Der dumme Spruch am Ende: Sei reizend zu deinen Feinden. Nichts ärgert sie mehr.

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