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Berufsbildung: Neuer Weg
Schaffhauser Nachrichten, 06.09.2007
Zum ersten Mal in der Schweiz haben sich verschiedenste Betriebe einer Branche zusammengetan, um mit dem Berufsbildungszentrum (BZ) in Neuhausen gemeinsam ein Ausbildungszentrum zu betreiben.
Die bisherigen Ausbildungszentren für Berufe der Elektro- und der Maschinenindustrie sowie des Formenbaus werden ab kommendem Lehrbeginn zu einem Ausbildungszentrum zusammengelegt. Damit besuchen alle Lernenden dieser Berufe, ob aus industriellen Betrieben, aus Betrieben des KMU-Bereichs Swissmechanic oder aus Betrieben aus dem Ausbildungsverbund AVIL, die überbetrieblichen Kurse im Berufsbildungszentrum (BZ) in Neuhausen am Rheinfall.
In den früheren Jahren betrieben die grösseren Industriebetriebe im Kanton Schaffhausen meistens eigene Lehrwerkstätten, wo den Lernenden die Grundfertigkeiten des Lehrberufes vermittelt wurden und sie auf die praktischen Einsätze in den verschiedenen Bereichen der Lehrbetriebe vorbereitet wurden. In den letzten 25 Jahren sank die Zahl der Lernenden in diesen Berufen permanent, sodass in der Folge im Jahr 1993 Georg Fischer und SIG mit dem BZ gemeinsam eine Aktiengesellschaft zur Ausbildung von Lehrlingen gründeten. Auf Initiative der Verantwortlichen der damaligen Firmen Bircher AG und CMC wurde zur gemeinsamen Ausbildung von Lernenden unter dem Namen AVIL ein Verbund ins Leben gerufen. Diesem Ausbildungsverbund gehören heute rund 15 Firmen an. Als dritter Anbieter von Einführungskursen in diesem Berufsfeld betreibt die Swissmechanic-Sektion Schaffhausen seit 1975 im Berufsbildungszentrum des Kantons Schaffhausen (BBZ) eine Lehrwerkstätte, wo die Lernenden der Swissmechanic-Betriebe ihre Grundausbildung absolvieren. Mit der 2004 an Bosch verkauften Sigpack Systems AG konnte das BZ einen Zusammenarbeitsvertrag abschliessen, um die Ausbildung des einstmals grössten SIG-Ausbildungsbetriebes zu sichern.
Starker Wandel
Die Lehrberufe selbst waren in dieser Zeit einem starken Wandel unterworfen. Wurden im mechanischen Bereich früher Werkzeugmacher, Feinmechaniker, Mechaniker, Maschinenmechaniker und Werkzeugmaschinisten ausgebildet, so wurden diese Berufe in den letzten Jahren unter der Berufsbezeichnung Polymechaniker oder Polymechanikerin vereinheitlicht und zusammengefasst. Allerdings finden die erwähnten unterschiedlichen Ausrichtungen auch im heutigen Berufsreglement entsprechende Berücksichtigung.
Diese Entwicklung wurde von allen beteiligten Firmen und Verbänden sowie auch von den Berufsbildungsverantwortlichen des Kantons verfolgt. Auf Initiative des Verwaltungsrates des BZ, mit Thomas Burkhardt als Präsident, wurden Ende 2004 mit allen Beteiligten erstmals Gespräche aufgenommen. Mit der Unterstützung durch die Vorsteherin des Erziehungsdepartements, Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, wurde im Januar 2006 eine Projektorganisation mit einer Projektgruppe und einer Begleitgruppe gebildet, welche den Auftrag hatte, diese verschiedenen Ausbildungszentren zu einer für alle Betriebe offenen Einheit zusammenzuführen.
Einstimmig Beitritt beschlossen
Anlässlich ihrer ausserordentlichen Generalversammlung vom 7. Juni haben die Mitglieder der Swissmechanic-Sektion Schaffhausen einstimmig den Beitritt zum gemeinsamen Ausbildungszentrum beschlossen und einer Beteiligung am Aktienkapital im Rahmen von 15 Prozent zugestimmt. Mit der Wahl von Konrad Stadelmann in den Verwaltungsrat wird die Swissmechanic auch in Zukunft die Ausbildung ihres Berufsnachwuchses mitbestimmen können. Das ist ein wichtiger Entscheid für die Umsetzung des geplanten Projektes. Der Ausbildungsverbund AVIL hat diesen Schritt bereits vor einem Jahr gemacht, allerdings ohne Beteiligung am Aktienkapital. Die Leistungen werden eingekauft, mit dem Resultat, dass die Lernenden vom ersten Lehrjahr schon seit Lehrbeginn 2006 im BZ ihre Grundausbildung absolvieren.
Den Weg geebnet
Mit diesem Entscheid der Swissmechanic ist nun der Weg zum neuen Berufsbildungszentrum, jetzt noch BZ, geebnet, und es gilt, das Projekt auf den Lehrbeginn 2007 hin umzusetzen. Neben den bereits erwähnten überbetrieblichen Kursen, welche nun für die Berufe Polymechaniker, Automatiker, Konstrukteur, Kunststofftechnologe und Mechapraktiker im BZ durchgeführt werden, will dieses weiterhin seine breite Palette zusätzlicher Dienstleistungen anbieten. Dazu gehören Angebote von erweiterter und vertiefender Ausbildung zur Ergänzung der überbetrieblichen Kurse bis hin zu kompletten Basislehrjahren, welche die Lehrbetriebe dem BZ übertragen können. Unterstützung bietet das BZ des Weiteren auch bei der Auswahl und Selektion von Lernenden, bei der Aus- und Weiterbildung von Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern und bei der Begleitung von Lernenden mit Schwierigkeiten.
Die Berufsbildungsverantwortlichen des Kantons Schaffhausen begrüssen diese neue Lösung sehr. Für die Festlegung der Ausbildungsorte für die in jedem Lehrberuf obligatorischen überbetrieblichen Kurse ist zusammen mit den Organisationen der Arbeitswelt auch das Berufsbildungsamt zuständig. Von der Zusammenlegung dieser Kurse an einem Standort werden weitere Fortschritte in der Qualitätssicherung, der Auslastung und der Kosten erwartet.
Sämtliche Kurse überarbeitet
Im Rahmen des Projektes wurden sämtliche Kurse überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Die Kursdauer für den Beruf Polymechaniker beträgt insgesamt 64 Tage und setzt sich zusammen aus zehn themenbezogenen, unterschiedlich lange dauernden Ausbildungsmodulen, welche vereinzelt auch in andern Berufen angewendet werden. So findet beispielsweise das Modul «Manuelle Fertigungstechnik I» in den Berufen Polymechaniker, Mechapraktiker und Oberflächenveredler Anwendung.
Das BZ, welches in der nächsten Zeit noch einen neuen Namen erhalten soll, steht demzufolge mit seinen Angeboten und Dienstleistungen allen Betrieben mit industriellen Lehrberufen offen. (Mitg.)
Vorbereitung Mitglieder der Projekt- und Begleitgruppe
Zur Vorbereitung des gemeinsamen Ausbildungszentrums wurden zwei Gruppen gebildet. Der Projektgruppe gehörten an: Rolf Dietrich, Leiter der Projektgruppe; Werner Bührer, Berufsbildungsamt; René Feser, BZ; Thomas Maag, Geschäftsführer BZ; Charlotte Meier, Bosch, Vertreterin Lehrbetriebe; Marcel Mettler, Vertreter AVIL; Konrad Stadelmann, Vertreter Swissmechanic.
Der Begleitgruppe gehörten an: Walter Baumann, Vertreter Swissmechanic; Gérard Brinkhoff, Vertreter Lehrbetriebe; Thomas Burkhardt, Präsident Verwaltungsrat BZ; Stephan Greutmann, Präsident Swissmechanic-Sektion Schaffhausen; Ernst Schläpfer, Rektor Berufsbildungszentrum BBZ; Max Meier, Verwaltungsrat BZ; Otto Stehle, Vertreter AVIL; Rosmarie Widmer Gysel, Regierungsrätin.