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Auf den Spuren der Täuferbewegung

Schaffhauser Nachrichten, 26.05.2017 von MORITZ BOLLI

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Die Eröffnung des Täuferweges auf dem Zelgli war gut besucht. Nach einem Gottesdienst mit Pfarrerin Karin Baumgartner und Pfarrer Rainer Huber hielt Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel die Eröffnungsrede.Bild Selwyn Hoffmann

Verfolgt und vertrieben wurden die Täufer auch in der Region Schaffhausen. Heute kann man auf ihren Spuren wandeln.

Schaffhausen feiert dieses Jahr mit verschiedenen Anlässen 500 Jahre Reformation. Einer davon fand gestern auf dem Zelgli oberhalb von Hemmental statt: die Einweihung des Täufer­weges. Mit einem Gottesdienst der Randengemeinden und einer Ansprache von Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel wurde der neu geschaffene Wander- und Lehrpfad eröffnet. Ursprünglich war es eine private Ini­tiative, dann beteiligten sich auch die Randenvereinigung, der Naturpark Schaffhausen und die Evangelischreformierte Kirche des Kantons Schaffhausen. Der Weg soll an ein unrühm­liches Kapitel der Schaffhauser Geschichte erinnern.

Verfolgt und vertrieben

Initiiert wurde das Projekt von Erich Hammer. Der 82-Jährige wohnt seit 40 Jahren am Täuferweg in Merishausen. Keine 15 Gehminuten davon entfernt befindet sich die Täuferquelle. Hammer ging der Frage nach, wie diese zwei Orte zu ihrem Namen kamen. Dabei stiess er auf die Geschichte der Wiedertäufer, eine religiöse Gemeinschaft, die im Zuge der Reformation entstanden war. Ihre Geschichte ist untrennbar mit der des Kantons Schaffhausen verbunden. Entstanden war die Gemeinschaft um 1520 in der Stadt Zürich, kurz darauf wurden die Wiedertäufer von dort vertrieben und liessen sich im Schaffhauser Hinterland nieder. Doch auch hier wurden sie verfolgt, weshalb sie ihre Religion im Geheimen ausüben mussten. Der Randen bot einen idealen Rückzugsort.

Wandern auf historischen Pfaden

Die Pfade, auf denen die Täufer schritten, sind nun wieder markiert. Eine Arbeitsgruppe, der neben Hammer, auch Willi Bächtold vom Museum Schleitheimertal, Doris Brodbeck von der reformierten Kirche, Wilfried Leu, Thomas Hofstetter vom Naturpark ­sowie Emil Weber von der Randen­vereinigung angehörten, hat die Geschichte erlebbar gemacht.

Der Täuferweg kann in drei Etappen begangen werden. Die Startpunkte sind in Schleitheim, Merishausen und Hemmental. Von dort geht es hoch auf den Randen, auf dem Zelgli treffen die Pfade zusammen. Ausgeschildert ist der Weg mit speziellen Wegweisern. Auf der gesamten Strecke sind fünf Informationsschilder angebracht. Diese geben genauere Auskunft über die Geschehnisse vor Ort und wie sich das Leben der Täufer dazumal gestaltete. Zu finden sind diese Tafeln zum Beispiel bei der Täuferquelle in Merishausen, beim Täuferstein in Hemmental und ­auf dem Zelgli. Aber auch im Täuferzimmer beim Museum Schleitheimertal kann man sich informieren.

Eröffnung auf dem Zelgli

In ihrer Eröffnungsrede dankte Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel im Namen der Regierung der Arbeitsgruppe für ihren Einsatz. Sie versäumte auch nicht, die kulturelle und historische Bedeutsamkeit dieses Lehrpfades hervorzuheben. «Es ist wichtig, an die Geschichte der Täufer zu erinnern», sagte Widmer Gysel. Das, weil man so an die Geschichte einer Minderheit und vor allem an die Geschichte über den Umgang mit dieser Minderheit erinnert werde.

Wiedertäufer Die Geschichte einer verfolgten Religionsgemeinschaft

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts breitet sich die Reformation in Europa aus. Anlass dazu gab unter anderem die Praktik der Ablassbriefe der römischkatholischen Kirche oder der Fakt, dass kirchliche Ämter käuflich waren. Doch die Reformation war von Anfang an keine einheitliche Strömung. So ­bildeten sich daraus verschiedene Konfessionen wie die reformierte oder die evangelischlutherische Kirche.

Eine weitere Strömung innerhalb dieser Reformationsbewegung waren die Wiedertäufer, auch Anabaptisten oder schlicht Täufer genannt. Diese Bewegung entstand um 1520 in Zürich. Merkmale der Bewegung waren die Ablehnung der Kindertaufe, die Forderung nach einer Trennung von Kirche und Staat oder die Ablehnung von ­Gewalt jeglicher Art. Namensgebendes Merkmal der Täufer war ihre ­Ansicht, dass die Taufe nicht im Kindes- erfolgen sollte, sondern im jungen Erwachsenenalter – als aktives, persönliches Glaubensbekenntnis. Im Jahre 1525 kam es zum Bruch mit dem Rat der Stadt Zürich. Die Ablehnung des Bürgereides und die Verweigerung der Wehrpflicht waren für die Obrigkeit nicht tragbar. Alle Täufer wurden des Landes verwiesen. Eine der zentralen Persönlichkeiten der Zürcher Täufer, Felix Manz, ignorierte die Verbannung und wurde 1527 in der Limmat ertränkt. Andere Täufer emigrierten nach Süddeutschland, ins Tirol oder eben nach Schaffhausen.

Schleitheimer Bekenntnis

Einen besonderen Stellenwert in der Geschichte der Täufer hat die ­Gemeinde Schleitheim. Hier versammelten sie sich im Februar 1527 zu einer Konferenz. Der jungen Täufer­bewegung sollte eine einheitliche, theologische Richtung vorgegeben werden. Als Resultat dieser geheimen Versammlung entstand das Schleitheimer Bekenntnis. In sieben Artikeln wurden die Grundzüge der Täuferlehre zusammengefasst. Ein Original dieser Artikel aus dem Jahre 1550 ­befindet sich im Täuferzimmer in Schleitheim.

Verfolgung auch in Schaffhausen

Auch in Schaffhausen war die junge Religionsgemeinschaft nicht vor Verfolgung und Bestrafung sicher. Sie wurden aus der Gesellschaft ausgegrenzt und zum Teil hart bestraft. Wer nicht öffentlich der Täuferbewegung abschwor, wurde verbannt, eingekerkert oder sogar hingerichtet. Deshalb mussten die Täufer ihren Glauben im Verborgenen ausüben. Im weitläufigen Randengebiet war das möglich. Noch heute erinnern Flurnamen wie Täuferquelle, Täuferweg oder Heidenwiese an ihre Anwesenheit.

Die Täuferbewegung besteht heute in Form der Mennoniten, Hutterer oder Amischen fort. Mittlerweile ­haben sich die reformierte Kirche und die Täufer wieder versöhnt.

Bericht SN