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75 000 Franken für spezielle Projekte
Schaffhauser Nachrichten, 07.02.2011 von Erwin Künzi
Bei der 12. Verleihung des Prix Vision, des Förderpreises der Schaffhauser Berufsbildung, wurde gestern am frühen Abend zum ersten Mal auch ein Spezialpreis vergeben.
Heute wird das Jubiläum «600 Jahre Zunftverfassung» mit einem offiziellen Akt in der Kirche St. Johann in Schaffhausen gefeiert. Als sich seinerzeit die Handwerker in Zünften zusammenschlossen, taten sie dies einerseits, um politischen Einfluss zu gewinnen, aber auch, um die Ausbildung in ihrem Berufszweig sicherzustellen. Eine der alten Schaffhauser Familien, die Peyers und de Peyers, die damals schon einer Zunft angehörten, der Gesellschaft zun Kaufleuten, kümmert sich auch heute noch um die Berufsbildung, und zwar indem sie aus den peyerschen Familienlegaten jährlich eine Preissumme von 75 000 Franken für besondere Projekte in der Berufsbildung zur Verfügung stellt.
Es war Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, die anlässlich der gestrigen Verleihung des Prix Vision, der inzwischen zum eigentlichen Förderpreis der Schaffhauser Berufsbildung geworden ist, diesen Bogen über 600 Jahre hinweg spann, und das auch noch an einem geschichtsträchtigen Ort: Die Preisverleihung fand im voll besetzten Zunftsaal zun Kaufleuten an der Vordergasse statt.
Lehrabschluss trotz Problemen
Für den Prix Vision waren acht Projekte eingereicht worden. Diese wurden von der Jury, bestehend aus Jürg Peyer (Präsident), Rosmarie Widmer Gysel, Sabina Lindqvist-Peyer, Ernst Schläpfer und Erwin Wagner sowie den Neumitgliedern Christine Wüscher, Daniel Gysin, Martin Kessler und René Wagner, eingehend geprüft. Erwin Wagner als Sprecher der Jury fand für alle lobende Worte, ausgezeichnet wurden aber nur die folgenden vier (siehe auch Kasten auf dieser Seite): Lotti und Potito Miscia erhielten für ihr Projekt «Gesucht Arbeitsplatz, aber ...!» den 1. Preis. In ihrer Pizzeria in Buchberg bilden sie Jugendliche aus, die aus verschiedenen Gründen Mühe haben, eine Lehrstelle zu finden, und bieten ihnen so eine berufliche Perspektive. So konnte Potito Miscia von einem Jugendlichen berichten, der trotz aller Probleme seine Lehre abschloss: «Die IV glaubte nicht, dass er das mit seinen psychischen Problemen schaffen würde - nächste Woche erhält er sein Diplom als Service-Angestellter», erzählte Miscia. Der 2. Preis ging an Alain Saxer vom Berufsbildungszentrum des Kantons Schaffhausen (BBZ). Mit dem Preisgeld soll, wie BBZ-Fachlehrer Marcel Biedermann stellvertretend für Saxer erklärte, das IT-Labor des BBZ modernisiert werden. Den 3. Preis erhielt Ralph Wiegandt, ebenfalls vom BBZ und dort verantwortlich für das Berufsvorbereitungsjahr. Mit dem Preisgeld möchte er zusammen mit den Lernenden einen Informationsfilm über die Berufsvorbereitung drehen. Den 4. Preis schliesslich sprach die Jury der Fachstelle für Freiwilligenarbeit Benevol zu. Dort helfen Freiwillige Jugendlichen, die Probleme in der Lehre oder der Schule haben. Mit dem Preisgeld soll diesen Freiwilligen bei ihrer Arbeit geholfen werden, und zwar mit einem monatlichen Intervisionsangebot, in dem sie ihre Erfahrungen austauschen können. Zum ersten Mal wurde auch ein Prix Vision Spezial verliehen. Er ging an die Meiers, Vater Ruedi und die Söhne Tobias und Florian. Tobias hatte 2009 und 2010 als Informatiker die Schweizer Berufsmeisterschaften gewonnen und wird Anfang Oktober die Schweiz bei den Berufsweltmeisterschaften in London vertreten. Dabei kann er vom Vater, der seit Jahren im Lehrlingsprojekt «Zündschnur» aktiv ist, und seinem Bruder dank dem Preisgeld vor Ort unterstützt werden. Bevor die einzelnen Preise übergeben wurden, informierten die Preisträger des letzten Jahres, was aus den prämierten Projekten geworden ist. Nach diesen Referaten herrschte im Saal Einigkeit, dass das Geld aus dem Prix Vision in allen Fällen sehr gut genutzt worden ist.
Prix Vision 2012 Die Ausschreibung für den Wettbewerb für das kommende Jahr hat begonnen
Mit der gestrigen Preisverleihung hat auch gleichzeitig der Wettbewerb um den Prix Vision für das Jahr 2012 begonnen. Gesucht sind wiederum Projekte, die geeignet sind, die Berufsbildung im Kanton Schaffhausen zu verbessern und noch zukunftsorientierter zu gestalten. Angemeldet werden können Projekte, die erst geplant, aber auch solche, die bereits erfolgreich gestartet worden sind. Für den Prix Vision kommen auch Personen in Frage, die aufgrund einer herausragenden Leistung eine Auszeichnung verdient haben. Mit dem Prix Vision, der mit 75 000 Franken dotiert ist, «sollen der Schaffhauser Jugend auch im kommenden Jahr neue Chancen und Möglichkeiten eröffnet werden», wie es in einer Mitteilung heisst.
Informationen über den Preis, die Wettbewerbsbedingungen sowie ein ausführliches Anmeldeformular sind auf der Homepage des Preises, www.prixvision.ch, zu finden. Projekte und Vorschläge für den Prix Vision für 2012 sind bis 30. April 2012 an die Jury zu richten.