Accesskeys

Unternavigation

Kontakt

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Kontaktieren Sie mich!

Akzeptanz fraglich

Fakten und Ansichten

Schaffhauser Nachrichten, 18.10.2008 von Thomas Hurter, Stadtschulrat

sn.gif

Am Freitag, 10. Oktober, konnte man in den «Schaffhauser Nachrichten» nachlesen, dass sich der Erziehungs- und der Stadtschulrat einig seien, dass in Schaffhausen der Anteil der Sekundarschüler zu gering sei. Die unter dem deutschschweizerischen Durchschnitt liegende Quote der Sekundarschüler sei für den Stadtschulrat der Auslöser für die Forderung der Wiedereinführung der Sekprüfung gewesen. Diese Aussagen können nicht unwidersprochen bleiben. Der Stadtschulrat hat sich vor allem deshalb für die Wiedereinführung der Sekundarschulprüfung eingesetzt, weil sich das bisherige System zu wenig bewährt hat. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass der Druck auf die Kinder, Eltern und Lehrpersonen bei einem prüfungsfreien Übertrittsverfahren nicht etwa abgenommen hat, sondern im Gegenteil bei unklaren Fällen noch zugenommen hat. Bei knappen Entscheiden werden Einigungsgespräche zwischen Lehrpersonen und Eltern durchgeführt, die sich nicht immer einfach gestalten. Es wird bemängelt, dass klare, eindeutige und nachvollziehbare Zuweisungskriterien fehlen würden. In der Not wurden teilweise mit solchen Schülerinnen und Schülern zur Abklärung, ob sie Sekundarschulniveau aufweisen würden, alte Sekundarprüfungen durchgeführt. Hin und wieder hört man auch den Vorwurf vonseiten der Lehrenden, dass sie es sich einfacher machen könnten, wenn sie dem Druck der Eltern nachgeben würden und auch Kinder, die vom Anforderungsprofil in die Realschule gehörten, in die Sekundarschule schicken würden. Im täglichen Leben müssen wir immer wieder Prüfungen bestehen, sei es im Sport, sei es im Beruf oder im Alltag. In der Schule gilt dies je länger, je weniger. Hier gilt es, Einhalt zu gebieten, denn jedes Kind wird sich früher oder später einer Prüfungssituation stellen müssen. Im Zusammenspiel mit der Empfehlungsmöglichkeit der Primarlehrperson können auch bei einem prüfungsbasierten Übertrittsverfahren von der Primar- an die Sekundarschule die Chancen der Kinder mit Sekundarschulpotential gewahrt werden.

Fraglich ist auch, ob, wie der Erziehungsrat in seiner Medienmitteilung anführt, das heutige Übertrittsverfahren bei den Primarlehrpersonen, bei den Eltern sowie den Schülerinnen und Schülern wirklich auf hohe Akzeptanz stösst. Bezeichnenderweise erwähnt der Erziehungsrat auch nicht die Real- und Sekundarschullehrer. Gerade die Real- und Sekundarschullehrer haben sich jedoch für eine Wiedereinführung der Sekprüfung ausgesprochen. Dass es dem Erziehungsrat doch nicht so ganz geheuer bei seinem ablehnenden Entscheid ist, ergibt sich aus dem Umstand, dass er eine obligatorische Nutzung des «Klassencockpits» im Zusammenhang mit dem Übertrittsverfahren prüfen wird. Auch «Klassencockpits» sind Prüfungen, nämlich sogenannte standardisierte Tests, mit denen Fachbereiche mit einer repräsentativen Stichprobe überprüft werden. Dadurch wird es möglich, eine Standortbestimmung der einzelnen Schülerinnen und Schüler vorzunehmen. Und genau darum ging es dem Stadtschulrat, als er die Wiedereinführung des prüfungsbasierten Übertrittsverfahren verlangte. Dass der Anteil der Schaffhauser Sekundarschüler nach wie vor zu gering ist, ist ein anderes Problem, das mit der Einführung des prüfungsbasierten Übertrittsverfahrens nichts zu tun hat. Ansonsten hätte ja die Abschaffung der Sekprüfung genau das Gegenteil bewirken müssen. Bevor man einfach den Anteil der Sekundarschüler anheben möchte, sollte man sich besser überlegen, welche Gründe hinter dem Zuteilungsverhältnis stehen könnten.

Quelle